Nun kamen leider zwei einschneidende und eklatante Herausforderungen auf uns zu. Juttas Halsschmerzen hatten sich auch nach einem Tag keinen Deut verbessert und zudem drohte der Wetterbericht mal wieder mit gewittrigen Niederschlägen in unserer aktuellen Region. Zeit also für einen weiteren Ortswechsel. Da die Inseln Cres und Lošinj in südlicher Fahrtrichtung leider eine Sackgasse sind, die in der Nachsaison nur unregelmäßig und zu sehr späten Tageszeiten per Fähre nach Zadar geöffnet wird, machten wir kehrt und fuhren per Fähre zur Insel Krk, die sich heute durchweg als Regenloch präsentierte, und danach gleich weiter aufs Festland.

Die Sonne lässt sich kurz blicken
Ausblick von der Küstenstraße

Ziel war es, ein gutes Stück in Richtung Nin, auch einer der Tipps der Pinneberg Crew, an die sich der Leser sicherlich noch erinnert, und Zadar zu gelangen. Nachdem wir die Küstenstraße ein wenig gen Süden tingelten, bogen wir schließlich zur nächsten Fähre ab, um nach Pag überzusetzen. Die Anfahrt auf Pag gleicht dabei einer Mondlandung. Man wird von einer hellbeigen Geröllwüste in Empfang genommen, auf der weit und breit kein Baum oder auch nur ein Busch zu sehen ist. Lediglich eine immerhin asphaltierte Straße schlängelt sich vom Fähranleger den Hang hinauf. Nicht umsonst existiert hier auch ein Wanderweg mit dem Namen „Life on Mars Trail“. Vielleicht ist der Teil der Insel auch nur der Versuch, den Mont Ventoux in flacher nachzubilden.

Die Mondlandung

Es folgt ein Plädoyer dafür, den kleinen, schnuckeligen Campingplatz Kanic NICHT anzufahren. Zu allererst findet man keine einzige dieser riesengroßen Werbetafeln am Straßenrand, die Kundschaft anziehen sollen. Scheinbar haben sie es dort also nicht nötig, sich ein wenig rauszuputzen und bemerkbar zu machen. So kommt ein kleiner, familiär und ausgesprochen freundlich geführter Platz ja niemals auf einen grünen Zweig. Zum Begehen des terrassierten Geländes braucht man fürwahr eine gute Bergsteigerausrüstung, um von der traumhaften Bucht mit feinsandigem Einstiegsbereich zurück zum Stellplatz mit Meerblick zu kommen. Abends erlischt nahezu alles Licht auf dem Platz, so dass man kaum eine Möglichkeit findet, zum stets sauberen Waschhaus zu gelangen, ohne sich alle Knochen zu brechen. Das Wasser in der Bucht ist so klar, dass man den Fischschwärmen beim Springen über die Wasseroberfläche zusehen kann und mit partiell so kalten Quellen versehen, dass man direkt sein Schirmchengetränk im Flachwasserbereich nachkühlen könnte. Nahezu alle Gäste des Platzes hörte man sagen, dass man auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder kommen würde. Die gut dreißig Plätze sind also schnell vergriffen und man hat womöglich gar keine Chance spontan wie wir unterzukommen. Also bitte den Platz nicht anfahren, da es sonst im Zweifel für uns keinen Platz mehr gibt…

Unser Wohnzimmer
Die kleine Bucht vom Campingplatz
Ölf nähert sich wieder dem Wassersport an

Dieses kleine Paradies hatte über die oben bereits erwähnten Makel hinaus, aber noch ein weiteres großes Manko. Wenn man es nicht schaffte, rein von Luft und Liebe zu leben, wie wir es natürlich formal gewohnt sind zu tun, dann bleibt es einem nicht erspart, den harten und beschwerlichen Weg zum nächsten Supermarkt zu bestreiten. Dieser Weg führte aber unglücklicherweise genau über die Straße, die auch der kroatische Motorsportverband offenbar als Teststrecke für seinen enthusiastischen Nachwuchs auserkoren hatte. Wir waren froh die Strecke heile hinter uns zu bringen, ohne dass es nötig wurde unsere in den Fahrradgepäcktaschen verstauten Einkäufe wieder aus den Brombeerhecken am Wegesrand herauskratzen zu müssen.

Gewitter über Italien

Leider war aber dieser eine kleine Ausflug so kraft- und nervenaufreibend gewesen, dass der Heilungsprozess für Juttas nach wie vor hartnäckig festsitzende Erkältung womöglich eine kleine Extraschicht einlegen musste. Um aber diese ansonsten so wunderbare Umgebung bei schönstem Sommerwetter weiter für Genesung zu nutzen und aber auch sonst diesen schönen Ort zu genießen, pilgerte ich von Tag zu Tag jeden Morgen zur Rezeption, um doch noch einen weiteren Tag länger bleiben zu wollen. Glücklicherweise wurde es uns stets gewährt, obwohl der Platz recht voll zu sein schien. Das Murmeltier aus Punxsutawney lässt grüßen. So wurden aus anfänglich nur einer geplanten Übernachtung am Ende fünf Nächte.

Wenn nix mehr geht, ist die Hängematte dein einziger Freund

Doch schlussendlich mussten wir diesen tollen Ort mitsamt der netten Nachbarschaft, insbesondere der aus Rosenheim, wieder verlassen. Allerdings mit dem festen Vorsatz, hier nicht das letzte Mal eingecheckt zu haben. Platz Nummer 20 ist insgeheim schon vorgemerkt und reserviert. Für wann auch immer…

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