Der Weg führte uns über den Ort Pag auf der Insel Pag nach Nin, was wiederum auf dem Festland zu finden ist. Nin wurde uns von mehreren Seiten empfohlen. Eine auf einer künstlich angelegten Insel in einer Lagune entstandene Stadt mit viel alt-römischer Historie und dadurch einem entsprechend ansehnlichen Altstadtkern mit etlichen toten Steinen. Aber irgendwie konnte der Funke bei uns da nicht so recht überspringen. Selbst das sagenhaft teure und offiziell hoch dekorierte Eis, was uns der Automechaniker zwischen zwei Telefonaten mit seiner Frau in der Eisdiele verkaufte, konnte diesen Eindruck nicht nachhaltig aufwerten. Eher noch die Heilig-Kreuz-Kirche, die angeblich kleinste Kathedrale der Welt, die dank ihrer Bauweise von Fenstern und Türen auch als Kalender bzw. Uhr verwendet werden kann. Da wir aber auch nicht zu der Familienfeier im offenen Bereich des Restaurants direkt hinter der Kirche, um die wir uns wirklich aufreizend lange herumtrieben, eingeladen wurden, verließen wir Nin nach der kurzen Besichtigung auch relativ zügig wieder.






Ein wenig unschlüssig wie und ob wir die Erkundung von Zadar anstellen wollten, folgten wir dem Rat unserer Rosenheimer Nachbarn vom letzten Platz und fuhren einen einfachen Campingplatz in Petrčane an. Auf dem kleinen, mit einer halbhohen Steinmauer umrahmten, leicht zum Ufer der Bucht von Zadar abschüssigen Gelände schien die Uhr stehen geblieben zu sein. In der Mitte befand sich ein kleines Häuschen, in dem eine ältere Dame ohne nennenswerte Fremdsprachenkenntnis wohnte. Wie sich später herausstellte, teilten wir mit der Hausherrin sogar das Waschhaus. Glücklicherweise war zu unserer Anmeldung eine Nachbarin aus Wuppertal zu Besuch, die übersetzen konnte. Ohne jegliche weitere Formalitäten durften wir uns irgendein freies Plätzchen in ihrem Garten auswählen, was zwischen den zahlreichen Bäumen auf dem unebenen Geläuf schon herausfordernd war. Durch die etlichen ambitioniert wirkenden Bauprojekte in der direkten Nachbarschaft hatte man im Kontrast dazu in dieser beschaulichen Oase der Gelassenheit ein wenig das Gefühl, sich in diesem kleinen unbeugsamen gallischen Dorf aus den berühmten Asterix Comics zu befinden. Allerdings ohne die regelmäßigen Schlägereien am Fischstand von Verleihnix…

Als wir uns am nächsten Morgen bereits entschieden hatten, den teuren, aber logistisch sehr praktischen Campingplatz in Zadar anzufahren, kamen unsere Nachbarn und Rangierkünstler aus Wien zu uns, um zu fragen ob wir auf den frei gewordenen Platz direkt am Wasser wechseln wollten. Ich glaube, so eine aufmerksame, nette und zugleich unerwartete Frage hat uns in den vielen Jahren, in denen wir mittlerweile auf den Campingplätzen der Welt unterwegs sind, noch niemals jemand gestellt. Es stellte sich heraus, dass sich die beiden kurz vor dem Ende ihres sechsmonatigen Trips kreuz und quer durch Europa befanden. Sie waren von Österreich aus über Spanien und Portugal bis hoch nach Schottland unterwegs gewesen, um dann wieder über die Niederlande und Deutschland bis nach Süditalien und weiter bis nach Albanien zu fahren. Auf der Rückfahrt waren sie nun also in Kroatien gelandet. Es blieben ihnen noch zwei Wochen, die Weite und die lieb gewonnene Freiheit des Camperdaseins wieder einzutauschen gegen die triste Eintönigkeit einer dunklen Großstadtwohnung im herannahenden Herbst.
Als wir in sehnsuchtsvollen Gedanken versunken unsere Frühstücksutensilien einpackten und über eine längere Auszeit im kommenden (oder am besten schon in diesem) Jahr sinnierten, nahmen die beiden mit erneut servolenkungsfreier Rangierarbeit den Platz am Ufer ein.