Der Plan ging auf. Das Wetter hielt und wir konnten bei herrlichstem Skiwetter weite Teile des riesigen Skigebiets besuchen. Von Sankt Anton aus ging es über Stüben und Zürs nach Lech und Zug und wieder zurück. Beinahe wie gehetzte Tiere eilten wir von Lift zu Lift, von Gondel zu Gondel und von Piste zu Piste. Dabei trafen wir auf einige weniger sehenswerte Überbrückungspisten, aber auch auf nahezu menschenleere Traumpisten in bestem Zustand. Vor allem war es aber der vermutlich längste Skitag auf der ganzen Welt. Um kurz vor neun Uhr morgens in aller Frühe saßen wir im Skibus und am Ende mussten wir uns sputen, um noch alle benötigten Lifte vor Ladenschluss um kurz nach vier Uhr nachmittags zu erreichen.
Insbesondere auf den Pisten in Lech und Zürs fiel dem aufmerksamen Skigast aus Sankt Anton auf, wie menschenleer die Hänge doch zu sein schienen. Man konnte sich dem Eindruck nicht erwehren, dass sich der gemeine Wintergast in diesen Orten eher weniger dem Gleiten über den Pulverschnee der hiesigen Pisten zugetan fühlt als vielmehr dem Leeren von Flaschen kostbarster Champagnersorten in Magnum-Größe. Erschreckend viele (vermutlich leere) Flaschen dieser Art standen in den Auslagen einiger Skihütten in Lech als wir auf der Suche nach einem einfachen Mittagessen waren. Verschwitzte Skifahrer gehören dort aber eher zu den ausgesperrten Zaungästen als wirklich zu dem angesprochenen Klientel zum Verzehr von prickelndem Schaumwein und anderen mondänen kulinarischen Köstlichkeiten.
Letztlich verschlug es uns nach zwei vorherigen Fehlversuchen dann doch in eine Skihütte mit Bedienung am Tisch und entsprechend snobgerechten Preisen. Zur Ehrenrettung des Lechschen Küchenchefs muss aber gesagt werden, dass die Qualität der Speisen und deren Präsentation über jeden Zweifel erhaben waren. Es lässt sich insgesamt jedoch konstatieren, dass sich das Publikum einer Skihütte in Lech grundlegend unterscheidet zu dem in „normalen“ Skigebieten. Die Pelzkragenquote und der Schickimickifaktor bewegen sich dort in astronomischen Dimensionen.