Die Weiterfahrt nach Norden hatte selbstredend auch noch einige kulturelle Highlights parat. Den ersten Stopp machten wir im Store Vildmose, dem ehemals größten Hochmoor Dänemarks, welches noch heute mit einigen rund 2000 Jahre alten Trittsteinen aufwarten kann, mit Hilfe derer man trockenen Fußes durch das Moor gelangen konnte. Auch Ölf versuchte sich in der Bewältigung einer dieser Trittsteinstrecken, wurde aber mittendrin von wilden Mini-Kampffröschen angefallen. Neben Sandskulpturenbau kommt nun womöglich auch noch Froschdomptage mit in Ölfs Repertoire.

Ölf hypnotisiert einen angriffslustigen Kampffrosch

Dank Kerstins fleißiger Zuarbeit mit Hilfe der Lektüre ihres mitgeführten Reiseführers machten wir danach noch einen Abstecher zum einst von einer wandernden Düne versandeten, später wieder freigewehten und zu guter Letzt im Jahre 2019 sogar um 80 Meter versetzten Leuchtturm von Rubjerg Knude. Der Leuchtturm hat mittlerweile keine maritime Funktion mehr, ist aber nach wie vor auf einer Klippe stehend von einer großen Düne umgeben und alleine dadurch durchaus sehenswert. Im Sand um den Leuchtturm herum hatten sich bereits einige Leute unter Zuhilfenahme von herumliegenden Ziegelsteinen mit ihren Namen verewigt. Unter dem Motto „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ entsandte ich meine Mitreisenden von der Leuchtturmspitze zurück in die Düne, damit sie in riesigen Lettern den Namen ÖLF in den Sand zeichneten. Da fielen die anderen Namen eigentlich kaum noch auf.

Size does matter
Akrobatik auf der Düne

Gegen Nachmittag kamen wir dann fast an der Nordspitze Dänemarks an. Wenige Kilometer südlich von Skagen checkten wir auf dem Campingplatz Skagen Sydstrand Camping ein und bekamen auf einem großen, aber nur noch spärlich belegten Gelände einen schönen windgeschützten Platz, auf dem wir mit beiden SpaceCampern zusammen stehen konnten. Nach diesem ereignisreichen Reisetag belohnten wir uns jeder mit einer leckeren Portion Pommes Frites vom Campingplatzkiosk, der sogar auch Pizza im Angebot hatte, die wir uns jedoch für den Folgetag aufsparten.

Unser Stellplatz in Ålbæk
Ausgewogenes Abendessen

Denn am Folgetag stand ein Ausflug an das Nordkapp Dänemarks auf dem Programm, an dem sich die Nordsee und die Ostsee vereinigen. Die Familie im anderen Camper benutzte dafür das Auto, wir dagegen schwangen uns auf die Räder, um das Ziel in gut 17 Kilometern Entfernung zu erreichen. Der Radweg war tatsächlich wunderbar, durch Waldstücke und blühende Heidefelder ging es durch Skagen hindurch bis zu einem Parkplatz in Strandnähe, an dem wir unsere Räder anschlossen, uns mit der Familie wieder trafen und den Rest des Weges zu Fuß am Strand in Angriff nahmen. Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, war, dass außer uns noch weitere sechs Millionen Menschen ebenso unser Ziel vor Augen hatten. In unserer halb schon verblassten Erinnerung waren wir bei unserem jeweils ersten Besuch an dieser Stelle quasi alleine mit dem Meer gewesen und konnten willenlos zwischen Ost- und Nordsee hin und her springen. Doch offensichtlich steht dieser Ort mittlerweile im Ratgeber für alle Hobbyinfluencer als dringend abzuhakender Hotspot bevor man stirbt. So wurden sogar Traktoren eingesetzt, um auch die unbeweglicheren oder einfach nur lauffaulen Besucher bis direkt an die Spitze der Landzunge zu befördern.

Wunderbare kleine Radtour durch Wälder…
…und zwischen Heidewiesen hindurch

Vermutlich waren diese Eindrücke zu viel für das Kind in unserer kleinen Reisegruppe, jedoch stellten sich bei Leah ansonsten unerklärliche Schwächeanfälle beim Radschlagen im weichen Sand ein. Bei jeder zweiten oder dritten Berührung mit dem eigentlich puderzuckerweichen Untergrund ertönte ein schmerzerfülltes Wehklagen, bei dem sich vermutlich selbst Neymar nach seiner dreizehnten Rolle quer durch den gegnerischen Strafraum noch ein wenig hätte abschauen können.

Nicht nur Menschenmassen zog es an die Nordspitze
…auch Seesterne waren in Hülle und Fülle zu finden

Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Stop in Skagen und schlenderten ein wenig durch die Innenstadt. Auf der Suche nach neuen Flip Flops für mich, da mein alt gedientes Paar seit unserem Aufenthalt in Svinkløv leider einen sehr nachhaltigen Defekt des Riemens vom rechten Schuh aufwies, fanden wir einen sehr feinen Laden, in dem uns quasi aufgenötigt wurde, den einen oder anderen von unzähligen auf drei großen Weinfässern drapierten Gins zu probieren. Relativ schnell fanden wir einen leckeren lokalen Gin, an dem wir so natürlich nicht vorbei gehen konnten.

Zurück am Campingplatz wollten wir dann die am Vortag aufgesparte Pizza verköstigen. Wenn die nur halb so gut werden würde wie die Pommes zuvor, dann wäre es schon eine sensationelle Mahlzeit. Jedoch musste ich bei der Ankunft am Kiosk mit Entsetzen feststellen, dass vom gestern noch so freundlichen Verkäufer weit und breit nichts zu sehen war. Der Kiosk war verrammelt und dunkel als wäre die Nachsaison bereits seit Wochen eingeläutet worden. Auf dem kleinen Aushang mit den Öffnungszeiten stand abweichend von gestrigen Tag, an dem der kleine Laden noch vorgab uns jeden Tag mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnen zu wollen, auf einmal eine schier unermesslich lange Phase von drei Ruhetagen in Folge. Ein Skandal, ein sagenhaftes Pizzadesaster! So mussten wir für unser Abendessen umdisponieren und ertränkten unseren Kummer dabei in Gin Tonic.

Ein kleiner Aperitif aus der SpaceCamper Bar

Das nächste Tag brachte schon die nächste Radtour mit sich. Dieses Mal ging es mit der kompletten Mannschaft auf dem Drahtesel zur nahen Wanderdüne Råbjerg Mile. Die Düne wandert jährlich durchschnittlich 15 Meter weiter in Richtung Osten und ist laut Prognosen im Jahre 2130 in der Ostsee verschwunden. Wir waren also gerade noch rechtzeitig hier, um ihr einen kleinen Besuch abzustatten. So gab es auch hier wieder viele größere und kleinere Sandberge zu erklimmen um sich so ein Bild von diesem Naturspektakel zu machen.

Ölf macht sich Gedanken auf der Düne
Sand ist zum Schreiben da
Überall Sand
Akrobatik auf der Düne – Teil 2

Zurück am Campingplatz stand dann endlich auch das erste Bad in der Ostsee auf dem Zettel. Die geradezu sommerlich warmen Temperaturen der Nordsee konnte die Ostsee an dieser Stelle leider nicht ganz bieten. Auch mit der Brandung konnte hier nicht so sehr gepunktet werden. Aber wenn man sich erstmal an die erfrischenden Eindrücke gewöhnt hatte, war es doch auch sehr gut im Wasser auszuhalten. Am folgenden Strandtag verzichteten wir jedoch gänzlich auf ein weiteres Bad im Meer, da das Wasser partout nicht wärmer und der Wind nicht weniger frisch werden wollte. Auch die Abende wurden zusehends kälter, so dass wir immer ein wenig früher unser geselliges Beisammensein beendeten, um in unser kuscheliges Bett zu kriechen.

Sensationeller Sonnenuntergang

Nach vier Nächten an diesem ruhigen Ort sollte die Reise dann doch wieder weiter gehen. Doch dann begingen wir einen hanebüchenen Fehler. Nach dem Auschecken und Bezahlen an der Rezeption, um rechtzeitig vor der Karenzzeit das Gelände offiziell zu verlassen, gingen wir noch flugs ins nächstgelegene Waschhaus des Platzes, um noch Zähne zu putzen. Uns traf förmlich der Schlag als wir das Waschhaus betraten. Statt eines normalen, leicht in die Jahre gekommenen Sanitärtrakts, den wir in den letzten vier Tagen stets besuchten, glitzerten uns neu renovierte Räumlichkeiten entgegen, inklusive Hans Grohe Armaturen, Regenduschen und sensationell sauberen und modernen Badezimmern. Eigentlich hätte es sich gelohnt, nur für dieses Waschhaus wenigstens eine Nacht zu verlängern. Wir fuhren trotzdem weiter…

Statistik

Ü37: 28.08.2022 -> 29.08.2022 in Ålbæk (187.874 km)
Ü38: 29.08.2022 -> 30.08.2022 in Ålbæk (187.874 km)
Ü39: 30.08.2022 -> 31.08.2022 in Ålbæk (187.874 km)
Ü40: 31.08.2022 -> 01.09.2022 in Ålbæk (187.874 km)

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