In der Nacht und auch den ganzen Tag über hat es geregnet. Nichtsdestotrotz wagten wir den Abstecher zum zweitgrößten Gletscher Norwegens, den Svartisen. Auf einer an einigen Stellen eher schlecht als recht präparierten Straße ging es zum Gletschersee Svartisvatnet. Von dort brachte uns ein laut knatterndes, in die Jahre gekommenes Boot über den See ans andere Ende. Ab da ging es laut Reiseführern und lokalen Mitarbeitern der Tourismusbranche über einen leichten, ohne besonderes Schuhwerk zu besteigenden, etwa drei Kilometer langen Wanderweg hinauf zu einem weiteren vorgelagerten Gletschersee, von dem man aus einen Blick auf eine Gletscherzunge hat.

Wir wissen natürlich nicht, welchen Maßstab die Reiseführer anlegen, aber wir hatten schon das Gefühl mit unseren Wanderstiefeln genau die richtige Wahl des Schuhwerks getroffen zu haben. Es ging über Geröll, Rinnsale, größere Bäche und unterschiedlich hohe Steinstufen hinauf und hinunter, entlang an einem beeindruckenden und tosenden Wasserfall, bestehend aus dem Schmelzwasser des Gletschers.

„It’s a nice and easy way. You don’t need special shoes“ (Dame vom Saltdal Turistsenter)

Ebenso wenig wird erwähnt, dass alleine schon der Weg hinauf zum Gletscher gespickt ist mit grandiosen Ausblicken und Naturspektakeln, dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinsehen sollte. Natürlich nachdem man seinen Fuß vorher sicher und trocken platziert hat. Den meisten unserer Wanderkollegen auf unserer Bootsüberfahrt wird das auch entgangen sein, da sie offenbar nur den Sinn für das Ziel des Weges hatten und stumpf ohne Anzuhalten den Weg hinaufstiegen.

Auf dem Weg begegnete uns auch ein Mädchen im Teenageralter, dass vermutlich von ihren Eltern gezwungen wurde, diesen total langweiligen und unsinnigen Ausflug bei absolut ungastlichem Wetter mitzumachen. Daher hatte sie offenbar auch während der gesamten Wanderung ihr Smartphone in der Hand, aus dem die ganze Zeit irgendwelche Dudelmusik tönte. Das ist auch ein Punkt, der mich ratlos zurücklässt. Ist die Jugend heutzutage nicht mehr in der Lage, Stille auszuhalten? Muss ich mich in nun wirklich unglaublich faszinierender Natur mit irgendeiner billig produzierten Hitparadenmusik zudröhnen? Nur weil es geht? Kennen diese Kinder überhaupt noch Vogelgezwitscher? Aber ich schweife wieder ab…

Unglücklicherweise wurden wir nicht nur durch die Gischt des gewaltigen Wasserfalls nass gespritzt, sondern insbesondere auch durch den immer wieder einsetzenden Regen. Nach etwa zwei Stunden Wanderung waren wir an der Aussichtstelle der Gletscherzunge, die sich im Laufe der letzten Jahre aber noch weiter zurück gezogen hatte, so dass man noch ein gutes Stück weiter hätte kraxeln müssen, um direkt am Gletscher zu stehen.

Gerade als wir abwägen wollten, ob es sich lohnt, noch dichter heran zu gehen, nahm uns der wieder stärker beginnende Regen die Entscheidung ab. Die Abfahrtszeit des letzten Bootes im Hinterkopf machten wir uns dick eingepackt in unsere Regenjacken auf den Rückweg. In jedem Fall aber ein lohnenswerter Ausflug, der vermutlich bei Sonnenschein noch viel imposanter erscheinen würde.

Statistik

Ü44: 31.07.2017 -> 01.08.2017 in Krokstrand (72.268 km)

Zurückgelegte Strecke

Tag 22 (Krokstrand-Dalsgrenda): 120 km
Insgesamt: 4.970 km

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Roswitha

    Hallo,Ihr seit schon harte „Kerle“

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