Der Abschied vom Campingplatz in Hammerfest fiel uns gar nicht schwer. Bisher sicherlich die schwächste Unterkunft auf unserer Reise. Trotzdem wir heute extrem früh den Platz verließen, waren wir doch wieder die letzten. Das bestätigt aber eher unser Urteil über den Campingplatz als die bösen Zungen, die behaupten würden, wir wären Spätaufsteher. Selbst eine kleine Gruppe Rentiere trabte heute morgen im angezogenen Tempo auf der Straße direkt am Campingplatz vorbei. Hier gibt es einfach nichts zu holen.
Wir kamen am Hafen an als gerade die Landgänger von Bord strömten. Der Empfang an Bord war sehr warmherzig und professionell. Die Unsicherheit, wo genau wir wann am Hafen zu erscheinen hatten, verflüchtigte sich sehr schnell. Sie kam aber merkwürdigerweise für einen kurzen Moment wieder, als wir unseren Spacecamper samt Schlüssel den Ordnern an Bord überließen und auf das Passagierdeck weggeschickt wurden.
Da wir gut anderthalb Stunden vor Abfahrt des Schiffes schon an Bord waren und sich viele Passagiere zeitgleich Hammerfest anschauten, konnten wir uns relativ ungestört umsehen und es uns dann in den weichen Drehsesseln der Explorer Lounge gemütlich machen. Insgesamt vermittelte uns das Kreuzfahrtschiff wider Erwarten eine sehr angenehme Wohlfühlatmosphäre.
Bis zu dem Zeitpunkt als nach und nach wieder die etlichen Ausflügler eintrudelten und sich das Schiff wieder zu füllen begann. Ehe man sich versah, waren alle Plätze der Lounge belegt und nur unter Darbietung aller zur Verfügung stehender Kräfte und Taschenspielertricks war es uns möglich, unsere Plätze gegen den deutschen Meckerrentner zu verteidigen, der offenbar leider überall in der Welt zu finden ist.
Diese Wohlfühlatmosphäre wird aber auch mit einem stolzen Preis bezahlt. So hatten wir, als ein kleiner Hunger aufkommen wollte, jeder ein mit liebe zubereitetes Sandwich bestehend aus zwei Vollkorntoastscheiben und exquisitem Belag wie Shrimps oder Salami und einem Salatblatt zu jeweils umgerechnet sieben Euro. Man muss einfach dabei gewesen sein. Wir waren kurz davor es der Dame vor uns an der Kasse gleich zu tun und für 14,50 Euro ein einzelnes Glas Champagner zu bestellen, blieben dann aber doch bei den Sandwiches.
Vielleicht lag es daran, dass unser Aufenthalt auf dem Schiff nur knappe drei Stunden dauerte, während vermutlich die meisten der anderen Gäste an Bord bereits ihren achten Tag dort verbrachten. Aber die Tatsache, dass bei unserem Rundgang durch die verschiedenen Decks zahlreiche Passagiere auf ihren elektronischen Spielgeräten Patiencen legten oder sich sonstigen gehirnerweichenden Zeitvertreiben hingaben, war schon sehr beeindruckend. Zur gleichen Zeit schipperte das Schiff zwischen steilen Küsten auf einsamen Fjorden dahin. Davon sah sicherlich die Hälfte der Gäste auf den exponierten Fensterplätzen nichts. Aber vielleicht sieht nach acht Tagen ein Fjord aus wie der andere.
Diese Einschätzung können wir nach dem heutigen Tag zumindest noch längst nicht teilen. Auf unserer kurzen Etappe vom Hafen in Øksfjord bis nach Storslett konnten wir uns an einigen traumhaft schönen Fjordlandschaften ergötzen. Das Wetter wird auch ganz langsam wieder besser. Die Durchsage der Hurtigruten hat für morgen auf den Lofoten 20 Grad vorhergesagt. Wir werden zwar nicht ganz so schnell da sein, aber hoffen inständig, das es der Wettergott an der Stelle dann mal etwas ruhiger angehen lässt.
Bis dahin genießen wir gerade den Blick von unserem Platz in Richtung schneebedeckter Gipfel in der Ferne vor grünen Hängen, die in einen weiten Fjord übergehen, der zu unseren Füßen endet und direkt neben uns von einem munter sprudelnden Bach gespeist wird. Welch eine Idylle. Dass sich die Mitternachtssonne jetzt doch nochmal hinter Wolken versteckt, sei ihr heute nochmal verziehen. Irgendwann würden wir dann aber schon auch andere Seiten aufziehen.
Statistik
Ü33: 20.07.2017 -> 21.07.2017 in Hammerfest (70.920 km)
Karte
Zurückgelegte Strecke
Etappen
Tag 11 (Hammerfest-Storslett): 119 km
Gesamtstrecke
Insgesamt: 3.833 km
Ölf macht den Eindruck als ob er voll in seinem Element gewesen wäre. Ein echter Weltenbummler? Drücken euch die Daumen, dass es der Wettegott gut mit euch meint.