Schweren Herzens gaben wir unser warmes Waschhaus auf und fanden uns am frühen Abend kurz vor der belgischen Grenze wieder. Mit Hilfe der park4night App suchten wir uns einen kleinen Campingplatz in Bellignies. Überraschenderweise wurden wir dort offenbar bereits erwartet. Gerade als wir auf das Gelände gefahren waren, anhielten, um uns zu orientieren und den Weg zu Rezeption zu finden, und eben erst die Hand am Türöffner hatten, wurden wir schon freundlich willkommen geheißen.

Da sich relativ schnell herausstellte, dass unsere Französischkenntnisse mit rudimentär eher wohlwollend umschrieben waren, griff der gute Mann zur Übersetzungs-App seines Mobiltelefons. Die fütterte er munter mit seinen französischen Erklärungen des Platzes, die wir daraufhin ins Deutsche übersetzt ablesen konnten. So erfuhren wir, dass er nur Geld für einen Stellplatz nehmen würde, um nach der Saison selbst in Urlaub fahren zu können, oder dass die zehnminütige Duschzeit eines Duschtokens in der sehr großzügigen Duschkabine in acht Minuten für die Frau und zwei Minuten für den Mann aufzuteilen seien, damit der Mann dann noch Zeit für den Abwasch hätte. Da haben wir uns selbstredend dran gehalten. Ehrensache!

Das restliche Tageslicht nutzten wir noch für eine abwechslungsreiche und hochspannende Partie Boule im örtlichen Boulodrome, in dem die letzten europäischen Wettkämpfe vermutlich schon eine Weile her waren. Aber es gab zumindest das erste Mal auch eine Spielstandsanzeige. Aber so sehr ich mich auch wehrte und kurzzeitig sogar siegesgewiss mit 12:6 in Führung lag, hat Jutta nur ganz kurz die Zügel angezogen und ohne auch nur einen Hauch von Nervosität zu zeigen, die Partie mit 13:12 für sich entschieden.

Das Tageswerk ist vollbracht, der Gegner ist gedemütigt, man kann zufrieden von dannen ziehen…

Die letzte Nacht der Reise war ruhig, aber auch winterlich kalt. Wir erwachten bei sechs Grad im Camper und waren froh, den Heizlüfter dabei zu haben. Der Morgen dagegen war unruhig und immer noch kalt. Erst ließ unser französischer Dauercampernachbar eine halbe Stunde den Motor seines Autos laufen, dann wurde mit vereinten Kräften ein niederländisches Wohnmobil aus einer festgefahrenen Situation befreit und über allem waberte die zarte Melodei einer sehr nahen Rallyeveranstaltung.

Bei einem netten Plausch zur Abfahrtszeit mit Wohnwagenreisenden aus Stralsund bekamen wir noch die bulgarische Schwarzmeerküste als Reiseziel ans Herz gelegt. Doch nur für den Weg dorthin braucht man ja schon fast einen ausgewachsenen Sommerurlaub. Und überhaupt: Urlaub wäre auch mal wieder toll…

Auf verschlungenen Wegen und mit einer Brotzeit vor dem verlassenen Haus in Aachen bewältigten wir unsere letzten Kilometer und waren freudig überrascht, dass uns das Wetter zu Hause nicht wie sonst gerne mal mit Regen begrüßte.

…und dann noch so eine tolle Begrüßung zu Hause! Danke schön!

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