Hatte ich eigentlich schon von den Herausforderungen der Nachsaison geschrieben? Bei herrlichstem Sommerwetter reisten wir immer weiter gen Westen. So weit, dass es gar nicht weiter ging. Der von uns angesteuerte Campingplatz lag aber bereits friedlich und leergefegt im Winterschlaf. Dabei sah er sehr lauschig aus, hatte ein solide parzelliertes Gelände und eine wunderbare kleine, feinsandige Bucht mit türkisfarbenem Wasser direkt vor seinen Toren. Die nutzten wir zumindest mal für eine kleine Verschnaufpause.
Wie so oft war guter Rat teuer. Eher durch Zufall folgten wir einem Hinweisschild zu einem weiteren Campingplatz im gleichen Ort. Der entpuppte sich aber sehr schnell als immerhin noch geöffneter und auch schon ordentlich frequentierter Wohnmobilstellplatz. Die Rezeption war ein seelenloser, aber mehrsprachiger Automat. Es gab ein sensationell abgeranztes, aber wenigstens leidlich sauberes Sanitärhaus, dessen Benutzung wir aber tatsächlich bis auf das Nötigste reduzierten. Denn nach längerem hin und her entschieden wir uns, nicht weiter zu fahren, sondern diesen Platz für die nächste Nacht zu nehmen. Ein entscheidender Vorteil des Platzes war, dass trotz der allseitigen Abgesänge auf die diesjährige Saison von Freitag bis Sonntag ein Foodtrack direkt auf unserem Nachbarstellplatz seine Speisen feilbieten wollte. Die Versorgungslage war also geritzt!
Nachdem wir bereits mehrfach in den letzten Jahren den östlichsten Punkt des französischen Festlandes in Lauterbourg besucht hatten, den man von Karlsruhe aus mit einem Katzensprung erreichen kann, wanderten wir nun bei wunderschönem Sonnenschein zum westlichsten Punkt des Landes. Von hier aus musste die Katze im Vergleich dazu nicht mal zum Sprung ansetzen, sondern könnte auch einfach müde zur Seite fallen.
Der Weg ging entlang der Klippen, zu deren Füßen ebenfalls mehrere feinsandige Buchten lagen. Eine dieser Buchten war durch eine in die Felswand gelötete Treppe zugänglich gemacht worden. Zur benachbarten Bucht musste man schon ein paar mehr Kletterfähigkeiten an den Tag legen. Dennoch war diese zweite Bucht deutlich besser besucht als die erste. Zu unserem Erstaunen befanden sich in dieser Bucht aber ausschließlich nackte Männer. Es gab dort keine Frauen und keine angezogenen oder wenigstens in Badehose bekleideten Männer. Womöglich ein spiritueller Fruchtbarkeitsritus am äußersten Ende der bekannten Welt. Für genauere und tiefer schürfende wissenschaftliche Studien fehlte uns leider die Zeit: der Foodtruck rief…
Alleine für den von einer holländischen Frau betriebenen Foodtruck hat sich das Bleiben allerdings schon gelohnt. Es gab fantastische, vegetarische Burger mit einem Quinoabratling nebst frittierten Kartoffelschnitzen an einem Salatbuquett. Es hätte auch Falafel gegeben und sogar Eis. Für eine weitere Nacht stand uns jedoch das oben erwähnte Waschhaus zu sehr im Wege.
Bei nackten Männern dachte ich schon, ihr seid hier in der Nähe! ich wünsche euch weiterhin eine schöne Tour im Norden von Frankreich.