Nachdem das Wetter den ganzen Morgen nicht so recht in Schwung kommen wollte, packten wir doch wieder zusammen, obwohl wir eigentlich mal etwas länger auf einem schönen Platz stehen wollten. Aber als sich dann auch noch herausstellte, dass wir uns nochmal mit Antje und Wolfgang treffen konnten, hatten wir uns entschieden, nach Concarneau aufzubrechen. Doch vorher ging es noch nach Locronan, dem schönsten Dorf Frankreichs, das zufällig grad um die Ecke lag. Na gut, es ist eines von aktuell 181 schönsten Dörfern Frankreichs, die von einer 1982 ins Leben gerufenen Vereinigung ausgezeichnet werden.

In Locronan wird man spontan ins Mittelalter zurückversetzt. Da half auch das nach wie vor trübe Wetter, welches (wie man ja aus vielen in der Zeit spielenden Filmen weiß) im dunklen Mittelalter vorherrschend war. Locronan macht den Eindruck eines sehr gut erhaltenen und gepflegten Museumsdorfes. Da passten die gar nicht so mittelalterlichen laut ratternden Baumaschinen in einer der Zugangsstraßen zum Dorfkern überhaupt nicht ins Bild. Im Dorf trafen wir auch Antje und Wolfgang wieder, schlenderten durch das Museum, kauften ein paar leckere Süßigkeiten und verabredeten uns für den Abend zum Essen in Concarneau.

Der erste Eindruck vom schönsten Dorf Frankreichs
Aber so sieht es auch aus
Die Digitalisierung macht auch vor dem Mittelalter keinen Halt
Früher waren die Leute wohl kleiner…
…oder hatten mehr Beulen

Wir steuerten den einzigen noch geöffneten Campingplatz des Ortes an, der sich durch seine sehr zentrumsnahe Lage auszeichnete. Das war dann aber im Grunde auch schon die einzige nennenswerte Auszeichnung des Platzes. Der Rest war eine Mischung aus Lost Places mit leichtem Gruselfaktor und mafiösen Geldwäschestrukturen. Es schien genau niemand ein Interesse an der Pflege des an sich schönen Geländes zu haben. Es fing an mit der rein monetären Abwicklung in der als Rezeption dienenden Bar, die eher als Spelunke zu bezeichnen war. Man kennt doch die Filme, in denen ein Fremder in eine Bar kommt, alle Gespräche spontan verstummen und alle den Eindringling mit unverhohlener Missbilligung anstarren. So in etwa war es in dieser Rezeption, zu der man erst gelangte, nachdem man sich auf verschlungenen Wegen über einen knappen halben Kilometer durch das hohe Gras und heruntergefallene Laub hindurchgekämpft hatte. Spätestens nach Einbruch der Dunkelheit glich der Weg zum Waschhaus einer waghalsigen Mutprobe, da zum einen die hohen Bäume bereits das Tageslicht schluckten und zur Orientierung aber jedwede künstliche Beleuchtung komplett fehlte. Wir fühlten uns auf dem Platz insgesamt irgendwie nicht wirklich wohl. Immerhin als Übernachtungsort zur Besichtigung von Concarneau war der Platz in Ordnung.

Das Abendessen in einem Fischrestaurant mit Kabeljau an einer sensationellen Buttersauce am Quai war dagegen sehr gut. Auch das Personal war sehr freundlich mit fotocrashendem Kellner auf der einen Seite (nochmals schöne Geburtstagsgrüße an Jona an dieser Stelle) und einem anderen Antje hinterher rennenden Kellner, nachdem wir schon längst an unseren Rädern standen, um ihr das liegen gelassene Telefon nachzutragen. Um nicht am nächsten Abend das gleiche Restaurant erneut zu besuchen, wählten wir aus dem auch hier in der Nachsaison eingeschränktem Angebot eine andere Lokalität aus. Diese wiederum passte sich leider eher dem Qualitätsstandard des Campingplatzes an. Der Service war funktional, das richtige Essen in Ordnung, das falsche Essen kam zweimal und die Toiletten hatten scheinbar in letzter Zeit noch weniger Aufmerksamkeit bekommen als die unseres Lost Place Platzes.

Hafen

Sehenswert in Concarneau ist vor allem die Altstadt, die auf einer kleinen Insel im Hafen, umgeben von einer Stadtmauer, liegt. Zu finden sind dort etliche Souvenirläden und einige Restaurants, die im September aber leider abends keine Gäste mehr bewirten möchten. Im Gegensatz zu Locronan hat man weniger das Gefühl, sich in einem Museum zu befinden.

Die Stadtmauer der Altstadt

Der folgende Mittwoch wurde mit viel Regen angekündigt. Das ließ sich bereits am Morgen nicht mehr leugnen. Wir wollten den Tag daher nutzen, die Bretagne wieder zu verlassen und ein gutes Stück wieder Richtung Heimat zu gelangen.

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