Abweichend von unseren sonstigen Gewohnheiten verließen wir nun das Meer und steuerten stattdessen ins Landesinnere Jütlands. Unser Ziel hieß heute Silkeborg, ob der vorgeblich phantastischen Möglichkeiten, auf den vielen Seen in und rund um die Stadt eine Kanutour zu unternehmen. Auf dem Weg dorthin machten wir zunächst einen viel zu kurzen Halt in Ålborg, der viertgrößten Stadt Dänemarks. Schon die wenigen architektonischen Eindrücke, die wir bei unserem Supermarktstopp erhaschen konnten, machten Lust auf deutlich mehr. Aber wie schon Paulchen Panther wusste, ist heute ja nicht alle Tage. Wir werden unseren Besuch hier also irgendwann mal nachholen müssen.

Obacht in Ålborg
Ist das Kunst oder eine Alieninvasion?

Am Nachmittag kamen wir über verschlungene Wege durch einen Wald auf unserem Campingplatz am Brassø südlich von Silkeborg an. Der Platz war klein und idyllisch gelegen, aber offenbar auch mit strenger Hand geführt. Am Empfang wurde wir zugleich freundlich und reserviert begrüßt. Die gute Dame stand aber schon ein wenig unter Stress, da durch unsere Ankunft um kurz vor fünf Uhr am Nachmittag der anvisierte Feierabend von Rezeption und angeschlossenem Café arg in Verzug zu geraten drohte. Immerhin wurde uns eine freie Platzwahl zugestanden, die jedoch aufgrund der fehlenden Zeit direkt auf dem Platzplan entschieden werden sollte. Die Tatsache, dass wir uns doch noch umentschieden bzgl. des Stellplatzes, hätten wir auch noch telefonisch nachreichen können, konnten wir aber dank weiterer noch später anreisender Gäste doch noch persönlich übermitteln. Das Konzept eines Feierabends am frühen Nachmittag auf einem Campingplatz, bei dem sich die Ankunft neuer Gäste doch gerne wenigstens in die frühen Abendstunden hinzieht, erschließt sich mir nicht vollends. Man sollte dann doch im Gegenzug zumindest einen wie auch immer gearteten Selfservice bei der Ankunft anbieten, um seinen wohlverdienten Feierabend mit gutem Gewissen genießen zu können.

Unser Platz in Silkeborg

Bemerkenswert war auch die sehr offensiv eingeforderte Ruhezeit, die sich spätestens ab 22 Uhr bitteschön einzustellen habe. Mit dem zusätzlichen Hinweis, dass sich das Wohngebäude der Campingplatzbetreiber direkt neben dem Platz befinden würde. Die Karten lagen also offen auf dem Tisch, dass man sich auf Repressalien bei Zuwiderhandlungen einstellen könne. Ich glaube wir hatten im ganzen Urlaub jedoch keinen lauteren Platz als diesen hier. Die Nachtruhe wurde zwar quasi auf die Minute eingehalten, aber an beiden Abenden, die wir auf dem Platz verbrachten, hatten wir eher das Gefühl mitten in den Reigen von nicht vollends promillefreien Kennenlernspielen der Erstsemseter einer nahegelegenen Fachhochschule geraten zu sein, als auf einem idyllischen ruhigen Campingplatz mitten im Wald.

Am Tag kam nun endlich das mitgeführte Kanu zum ersten wahrhaftigen Einsatz. Die Familie wollte auf dem Wasserweg in Richtung Silkeborg paddeln, während wir uns entschieden, unsere Räder zu nehmen. Der ausgewählte Weg durch den Wald am Ufer der sich aneinander reihenden Seen wartete mit durchaus flowigen und leicht verwurzelten Trails auf, bei dem das Herz des geneigten Mountainbikefahrers schon Freudensprünge machen könnte. Wir waren allerdings mit unseren in die Jahre gekommenen Gefährten, die formal in einem früheren Leben auch mal MTBs waren, gefühlt ein wenig „untermotorisiert“ und hatten bereits einige Schiebepassagen zu bewältigen.

Die Kanufahrer brechen auf

Zu allem Überfluss stellten wir erst nach einigen Kilometern fest, dass Jutta zwar ihr Fahrradschloss und ich meinen Fahrradschlüssel dabei hatte, jedoch die entsprechenden Pendants in Form von Juttas Fahrradschlüssel und meinem Schloss noch friedlich im Camper weilten. Ab da entschieden wir uns für den langweiligeren asphaltierten Weg, inklusive eines kleinen Umwegs für mich zurück über den Campingplatz, der uns aber doch irgendwann in die Innenstadt von Silkeborg führte. Wie zuvor in Skagen verlief die Suche nach neuen Flip Flops für mich erfolglos. Aber zum Ausgleich standen wir hier auf einmal mitten in einem Streetfood Festival und statt schnöder Badeschlappen hatte ich im Handumdrehen einen unfassbar leckeren Veggieburger in der Hand. Und auch die Crêpes zum Nachtisch brauchten sich überhaupt nicht zu verstecken.

Wenn der Verzehr des Burgers der Sicherheit dient…
Was für tolle Geschäfte es so gibt

Nach unserer Rückkehr zum Campingplatz war Jutta eigentlich schon bereit für eine kleine abendliche Kanutour mit Matthias, aber die Familie hatte im übereilten Eifer das Boot bereits aus dem Wasser geholt und somit den Wassersportabsichten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Womöglich war das aber gar keine schlechte Entscheidung. Denn nachdem man den Abend über beim Kochen stets mit Tisch und Stühlen und Kocher der Sonne hinterherzog, die sich mal hier und mal dort zwischen den Baumwipfeln hindurch zeigte, wurde es zum Essen nach Sonnenuntergang doch alsbald empfindlich kühl. Böse Zungen würden vermutlich das für einen Sommerurlaub verpönte Wort ‚kalt‘ in den Mund nehmen.

Statistik

Ü41: 01.09.2022 -> 02.09.2022 in Silkeborg (188.095 km)
Ü42: 02.09.2022 -> 03.09.2022 in Silkeborg (188.095 km)

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