Über das keilvermeidende, alles austarierende und stets glücklich machende Luftfahrwerk des SpaceCampers wurden in den vergangenen Beiträgen und insbesondere den Kommentaren schon viele Lobeshymnen gesungen. Die meisten davon selbstredend zu Recht. Hast du eins, bist du froh. Hast du keins, dann nicht ganz so. Diese Lieder handelten jedoch durchweg von voll funktionsfähiger Technik. Aber wenn dem Luftfahrwerk die Puste ausgeht, dann gelangen ungewollt auch einige Misstöne in diese Festgesänge. So geschehen an diesem Morgen als wir uns eigentlich schon fast auf dem Segelboot wähnten. Stattdessen versuchte Kerstin mit Hilfe der Rezeption des Campingplatzes die nächstgelegene Werkstatt ausfindig zu machen. Wir befürchteten schon für einen kurzen Moment, dass wir den Rest des Urlaubs auf dem windschiefen, staubigen Platz an der Nordspitze der Insel verbringen müssten. Aber das System des SpaceCampers berappelte sich dann doch noch und wir konnten unbehelligt zumindest erstmal das kurze Stück zum Hafen von Macinaggio fahren.

Dort angekommen machten wir uns in schon zu morgendlicher Stunde brütender Hitze auf die Suche nach dem von gestern schon bekannten Dingi, mit welchem wir zum Segelboot übersetzen wollten. Nachdem wir aufgrund einer ungenauen Standortbeschreibung bereits beinahe das komplette Hafengelände erforscht hatten, trafen wir zufällig noch den Teil der Crew, der sich dankenswerterweise an Land verkrümelte, damit wir fünf Segeltouristen an Bord kommen konnten, ohne eine Überladung des Schiffes zu provozieren. Im allerletzten, noch nicht ausgeleuchteten Winkel des Hafens fanden wir dann das Dingi, mit dem uns der seit gestern ja schon erfahren zu nennende Seebär Matthias sicher zum Segelboot beförderte.

Kurz danach hieß es dann auch schon „Leinen los“ und wir stachen mit der bereits eingespielten Crew in See. Die Manöver unter Segel liefen aus Sicht des unbeteiligten Laien weitestgehend reibungslos ab. Lediglich hier und da gab es leichte Frotzeleien und Gemecker, wenn ein Matrose mal ein Seil falsch gelegt hatte oder jemand anderes nicht schnell genug seinen ihm zugewiesenen Dienst erledigte. Der allgemeinen guten Stimmung an Bord tat das aber keinen Abbruch. Und so segelten wir bei ruhiger See munter vor der Küste auf und ab und genossen die Zeit auf dem Wasser. Erst im Nachhinein fiel uns auf, dass wir gar keinen Badestopp eingelegt hatten, bevor wir uns langsam, aber sicher wieder dem Hafen von Macinaggio näherten. Dort wurde der Crew dann nochmal die höchste Konzentration abverlangt, um nicht mit dem geliehenen Boot an irgendeiner Kaimauer zu zerschellen oder munteres Schiffe versenken zu spielen. Aber Jona und Andreas hatten alles soweit im Griff, dass wir sicher wieder anlanden konnten, auch wenn es nicht die Box war, die uns der Hafenmeister eigentlich zugewiesen hatte. Alles in allem also ein gelungener und schöner Ausflug, der mit der offiziellen Nachbesprechung der gesamten Mannschaft an Bord sein Ende fand.

Impressionen vom Segeln
Wenn man erstmal das richtige Plätzchen gefunden hat…

Nach der tränenreichen Verabschiedung von den Seglern blieben die Damen unserer Runde zum Trost noch ein wenig in der Shoppingmeile am Hafen von Macinaggio hängen, um die uns Matthias eigentlich durch eine geschickte Fußwegvariante herum manövrieren wollte. Doch erfahrene Shoppingqueens kann man selbstverständlich nicht so leicht hinters Licht führen. Nach einer durchaus gründlich zu nennenden Recherche wurde zu guter Letzt erfolgreich die korsische Wirtschaft angekurbelt, ehe es ohne weitere technische Probleme wieder in Richtung Süden ging.

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verzichteten wir auf eine groß angelegte Sondierung der in Frage kommenden Anlaufziele, sondern entschieden uns kurzerhand für den uns bereits bekannten Campingplatz La Pietra auf halber Strecke in Richtung Bastia. Der Platz bestach damals insbesondere durch die riesengroße Wiese mit freier Stellplatzwahl und Blick auf das gut 500 Meter entfernte Meer. Trotz dieser unfassbaren Entfernung zum Strand hatte der Platz dank seines ansonsten sehr ordentlichen Eindrucks unsere Gnade gefunden. Auch das „singende“ Waschhaus war nach sechs Jahren immer noch in Betrieb und so konnte sich der geneigte Chansonliebhaber beim Haarewaschen oder Fußnägelschneiden wunderbar musikalisch beschallen und verwöhnen lassen. Schade nur, dass von unserem diesjährigen Stellplatz aus ein anderes Waschhaus näher war, welches beim Duschen lediglich mit temporär singenden Wasserrohren aufwarten konnte. Dies dann aber gerne in ohrenbetäubender Lautstärke.

Als Quintessenz muss man jedoch nach diesem Besuch konstatieren, dass der Campingplatz La Pietra gerade für hungrige Camper eher in der Nachsaison als in der Vorsaison zu empfehlen ist. Denn leider konnte uns die Dame an der Rezeption sowohl auf die Nachfrage nach frischem Baguette für das Frühstück als auch nach ofenfrischer Pizza zum Abendessen nur zerknirscht darlegen, dass beides wohl frühestens in einigen Tagen angeboten werden könnte. Der nächste Bäcker sei aber in nur fünf Autominuten zu erreichen.

Mit einer ofenfrischen Pizza noch schöner
Statistik

Ü19: 12.06.2022 -> 13.06.2022 in Macinaggio (183.598 km)

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