Nun waren die Camper alle auf der Insel angekommen. Die Heidenheimer konnten gerade noch mit den SpaceCampern abklatschen, bevor sie weiter Richtung Westen zogen. So viel geballte überzeugende SpaceCamper Deluxe Camping Features können einen einfachen California Camper natürlich recht schnell einschüchtern. Aber ein so überstürzter Aufbruch wäre ja eigentlich nicht nötig gewesen. Doch die Rennräder brauchen selbstverständlich auch ihren Auslauf und den kriegen sie in den geradezu flachen Hängen der Ostseite der Insel nur kaum.
Auch wir wollten nur ein oder zwei Tage hier auf unserem beliebten korsischen Auftakt-Campingplatz bleiben, um dann noch weiter die Insel zu erkunden. Insbesondere die Ecken, die wir bislang noch nicht so intensiv ausgekundschaftet hatten, sollten endlich mal unsere Aufmerksamkeit erlangen. Also beispielsweise die Berge oder auch der Südwesten der Insel. Doch zunächst hieß es erstmal die neu angekommenen SpaceCamper zu begrüßen und willkommen zu heißen. Und was wäre in so einer Situation angebrachter als sein Wassersportequipment zu sortieren und sich für einen entspannten Strandtag vorzubereiten?!
Doch ganz plötzlich bereuten wir es schon fast, uns nicht auch für eine spontane Abreise entschieden zu haben. Denn Matthias begann, das SUP Board aufzupumpen. Was für ein infernales Höllenspektakel. Und ich meine nicht, dass Matthias laut schnaubend und ächzend mit einem viel zu kleinen Blasebalg versuchte, das nach sehr viel Luft verlangende Board in Form zu bringen. Da wäre ja Hochachtung angebracht gewesen. Nein, mit lautem Getöse wurde die elektrische Pumpe über die Stromversorgung des Campers betrieben. Und im Handumdrehen verwandelte sich der Campingplatz von einem idyllischen Kleinod inmitten eines zauberhaften Olivenhains in ein laut dröhnendes Getöse, gegen das auch jedes noch so martialische Gerangel von irgendwelchen Orks rund um Mittelerde wie ein Kindergeburtstag ausgesehen hätte.
Ein großes Aufatmen ging über den gesamten Platz als der Solldruck des Wassersportgeräts nach einer gefühlten, ohrenbetäubenden Ewigkeit erreicht war. Doch leider folgte auf diesen Stossseufzer der Erleichterung umgehend ein lautes Pfeifen von entweichender Luft. Das Ventil des Boards wurde ganz offensichtlich vorher nicht auf seinen ordnungsgemäßen Zustand untersucht. So begann der ganze Zauber nochmals von vorne. Wir erweiterten gedanklich unsere Packliste um schalldichte Kopfhörer. Als dann endlich doch bei allen Gästen in der näheren Umgebung das Piepsen im Ohr allmählich nachgelassen hatte, musste ja auch noch unser Board aufgepumpt werden. Doch seit Jutta im Besitz der sensationellen Hightech-Doppelhubpumpe aus der Weltraumforschung mit garantierter Hochgeschwindigkeits-Luftfüllfunktion ist, war das natürlich ein Kinderspiel. In weniger als der halben Zeit war auch unser Board bei minimalster Geräuschentwicklung stramm gefüllt und mir kam es so vor, dass alle Gäste des Platzes leise und freudig applaudierten.
Nun waren wir gut ausgestattet und konnten die sommerlichen Temperaturen nebst herrlichstem Sonnenschein endlich in vollen Zügen genießen. Einige von uns genossen diesen Teil leider ein wenig zu überschwänglich. Das ist in sofern erwähnenswert, als dass sich insbesondere Matthias, während er sich paddelnd auf dem SUP Board langsam in der gleißenden Sonne in ein rot leuchtendes Brathähnchen verwandelte, lautstark über die klischeehafte „Sommer-Bräune“ der Engländer lustig machte. Daraufhin hatte er sich seinen neuen Spitznamen „Der Engländer“ wirklich redlich verdient.
Die nächsten Tage glichen einander auf erstaunliche Weise. Morgens beim Frühstück überlegten wir uns bei den verbrieft leckersten Croissants der Insel und hervorragendem Baguette, wann und wohin wir weiterreisen würden. Da wir jedoch auch noch die Segler treffen wollten, die sich zu allem Überfluss nach unserem Geschmack viel zu lange rund um Elba aufhielten, wollten wir die Ostküste noch nicht so recht verlassen. So sagten wir uns stets „Na gut, einen Tag können wir ja hier noch bleiben und dann schauen wir mal“. Es folgte Wassersport auf dem Board oder im Wasser, mit Wurfscheibe, Ball oder ohne weitere Belustigungsgerätschaften, mit Petanque oder Crossboule, mit dem neu erworbenem Beachball oder mit Volleyball. Das durchaus angenehm temperierte Wasser konnte zum Teil mit ruhiger See zum SUP Boarden punkten, aber auch mit badespaßtauglichem Wellengang aufwarten.
Es wurden neue Spiele erfunden, wie das jetzt schon olympiaverdächtige Bierboule, welches absolut keine Ähnlichkeiten zu den bei vielen Abiturienten regelmäßig zelebrierten Bierpong aufweist, da es insbesondere auch erst dann beginnen kann, wenn alle ihr Bier ausgetrunken haben. Sobald der offizielle Eintrag bei Wikipedia online ist, werde ich diesen hier an dieser Stelle verlinken.
Dann gab es da noch dieses Huhn. Ein völlig schmerzfreies und zutrauliches Geschöpf, welches rund um die Essensplätze der Camper sein Revier gefunden zu haben schien. Da blieb dann auch der verzweifelt zu nennende Versuch des vermeintlichen Besitzers, das Huhn mittels irgendwelcher Körner wieder in seine Obhut zu bekommen, erfolglos. Dass jedoch das geflügelte Wort „dummes Huhn“ jeglicher Grundlage entbehrt, zeigte sich gegen Abend. In der Dämmerung suchte sich das Huhn mitten auf dem Campingplatz einen Olivenbaum und kletterte selbstständig in eine Astgabel, um dort zu nächtigen. Da hat es der geneigte Hühnerdieb dann schon etwas schwieriger bei der Suche. Die zutrauliche Unerschrockenheit des Huhns zeigte sich dann am Folgeabend, als es sich statt des vielleicht etwas zu kratzigen Olivenbaums lieber unseren Campingtisch und später dann (noch gemütlicher) Juttas mit einem Keilkissen flauschig gepolsterten Campingstuhl als Nachtquartier aussuchte. Da sich die Aussicht auf ein Frühstücksei schon am Vortag nicht erfüllen wollte, verfrachtete Matthias das gegen Abend sehr träge Tier kurzerhand mit einem zupackenden zweihändigen Griff in die bekannte Astgabel, was das Huhn vielleicht ein wenig verwundert, aber insgesamt ohne Widerstand zuließ.
Ich komme aber auch nicht umhin, ein kurzes Wort über den ältesten Sprössling einer der Nachbarsfamilien auf dem Platz zu verlieren, den wir eingedenk seines Auftretens kurzerhand Terror Paule taufen mussten. Die anfänglichen, etwas lauteren innerfamiliären Streitereien gehören ja eher zum guten Ton eines kinderreichen Campingplatzes während der Schulferienzeit. Als Paule aber anfing unentwegt mit einem gefundenen etwa vier Meter langen Bambusstock herumzulaufen und später damit sogar auf seine Geschwister oder andere Kinder auf dem Patz einzudreschen, spielte er sich ein wenig mehr in unseren Fokus. Um mich geschehen war es dann, als ich beim zufälligen Vorbeilaufen an Terror Paule und ein paar seiner Kumpels auf dem Platz mitbekam, wie er vorgab zu wissen wie man einen Flammenwerfer bauen könnte. Dankenswerterweise hat er aber offenbar in unserer gemeinsamen Zeit auf dem Platz davon abgesehen, sein diesbezüglich vorgeschobenes Wissen in die Praxis umzusetzen.
Statistik
Ü13: 06.06.2022 -> 07.06.2022 in Prunete (183.512 km)
Ü14: 07.06.2022 -> 08.06.2022 in Prunete (183.512 km)
Ü15: 08.06.2022 -> 09.06.2022 in Prunete (183.512 km)
Ü16: 09.06.2022 -> 10.06.2022 in Prunete (183.512 km)
Ü17: 10.06.2022 -> 11.06.2022 in Prunete (183.512 km)