Wohl dem, der eine Vorhut ans Reiseziel vorausschicken kann, um vor Ort alles Nötige zu klären und die eigene Ankunft dann möglichst geschmeidig zu gestalten. Daher entsandten wir Nici und Steffen schon mal zum Campingplatz Europa in Torbole. Sie hatten die ehrenvolle Aufgabe, uns dort den besten Platz zu sichern. Und was soll man sagen, diesen Job haben die beiden hervorragend in die Tat umgesetzt. Wider Erwarten stehen wir erstmals in unserer langjährigen Gardaseechronik auf einem der Stellplätze mit direktem und unverstelltem Blick auf den See.


Anstatt sich wie Sardinen auf dem engen Platz zu fühlen und keine Möglichkeit zu haben, dem Trubel, der sich von allen Seiten über einen zu ergießen droht, zu entfliehen, sitzen wir nun gemütlich und unaufgeregt am offenen Zaun, der den Platz vom Ufer des Sees trennt, und genießen die geradezu schon meditative Aussicht direkt vor unseren Nasen. Gleichzeitig können wir quasi unbeobachtet dem Treiben auf der Uferpromenade zuschauen. Dort wird schon einiges geboten. Große Gruppen mit E-Bike fahrenden Rentnern, deren Sättel in der Regel wenig knieschonend niedrig eingestellt sind, so dass einem unweigerlich die Assoziation des Affen auf dem Schleifstein in den Sinn kommt, wechseln sich ab mit überambitioniert drängelnden drahtigen Rennradfahrern, denen die Fahrt nicht schnell genug voran geht. Dazwischen schlendernde Flaneure, die den Weg zur nächsten Eisdiele suchen, oder sich durchschlängelnde Monowheelfahrer, die partout aufpassen müssen, nicht ins Kiesbett abzudriften. Neben todesmutigen und offenbar von etlichen harten Wintern gestählten Badegästen stehen luftpumpende und neoprenbekleidete Wingfoiler, die ihr Sportgerät in Bereitschaft bringen wollen. Im Hintergrund düsen derweil immer wieder Windsurfer durchs Bild oder gekenterte Wingfoiler klettern aus dem eiskalten See zurück auf ihr Board.
Unser Stellplatz ist zwar etwas schmaler als sonst, so dass man schon in enge Tuchfühlung mit der gepflanzten Botanik auf beiden Seiten gehen muss, um das Vorsegel vor dem Bus aufbauen zu können. Er hat aber dennoch genügend Fläche in der Tiefe des Raumes in Richtung See, so dass man ein schöne lange Tafel mit Blick auf den See aufstellen kann. Zudem ist ein kleines, aber relativ neu renoviertes Waschhaus gleich um die Ecke.
Die Nähe zum See animiert Jutta obendrein dazu, sich tagtäglich in die kühlen Fluten zu stürzen, um ein paar Züge zu schwimmen. Mitunter ist sie gar nicht wieder aus dem Wasser heraus zu bekommen. So viel Schwimmen im Gardasee war auch noch nie. Die offizielle Wassertemperatur ist mit 18 Grad angegeben, Juttas Messung mit dem stets mitgeführten Badethermometer ergab sogar 20 Grad und meine äußerst präzise Einschätzung mit Hilfe der Füße und Waden musste diesem Eindruck auch Recht geben, was natürlich bislang nicht zu einer unbedachten Übersprungshandlung meinerseits geführt hat.
