Wie beinahe jede Fährüberfahrt zog sich auch diese wieder gefühlt endlos in die Länge wie ein zu lange gebackener Camembert, den man versucht, ohne Messer in zwei gleich große Teile zu zerlegen. Da war es auch nicht hilfreich, dass die Versorgungslage an Bord auch bzgl. leichtgewichtigerer Speisen als gebackenem Käse bereits eine halbe Stunde nach Abfahrt der Fähre aus unerfindlichen Gründen beinahe komplett desolat zu nennen war. Lediglich kleinere Tüten Chips oder ähnliches konnten noch an der Bar am Pool erstanden werden. Darüber hinaus war Selbstversorgung angesagt. Allerdings nur für die Schlaufüchse, die genügend Verpflegung mit an Bord gebracht hatten und für die die Schließzeiten der Gastronomie ohnehin völlig uninteressant waren. Um auch noch die allerletzten Minuten der Fahrt richtig auskosten zu können, durften wir dann auf dem Autodeck bei gefühlten 42 Grad wenigstens noch eine gute halbe Stunde lang warten bis unsere Ausfahrt an Land genehmigt wurde. Die Situation unter Deck wurde auch dadurch nicht besser, dass wie jedes Mal irgendwelche Pappnasen versuchten, bei laufendem Motor ihre Klimaanlage zu starten, um die Luft für alle anderen noch unerträglicher zu machen.

Korsika: Endlich mal wieder da!

An Land ging es auf direktem Weg zum Campingplatz Calamar, der stets eine wunderbare Adresse für die ersten Nächte auf der Insel war und ist. Deutlich nach Rezeptionsschluss kamen wir auf dem Platz an, um mit Erstaunen festzustellen, dass wir das Gelände noch nie so voll gesehen haben. Früher dachten wir, dass im hinteren Teil des Platzes nur Einsiedler oder passionierte Menschenfeinde stehen würden. In der zweiten Reihe war man häufig schon alleine und ewig weit entfernt vom angrenzenden Strand. Aber nun stellten wir uns selbst ans Ende des Platzes, da vorne tatsächlich gar nichts mehr frei war. Die offizielle Anmeldung würden wir auf den nächsten Morgen verschieben müssen. Mit uns kamen auch noch weitere Fahrgäste unserer Fähre dazu und taten es uns gleich. Der Platz wurde also voller und voller.

Der überwiegende Teil der Gäste des Platzes schien sich spätestens im Laufe der letzten zwei Jahre auf das Camping als die Urlaubsform fokussiert zu haben, die auch in den eingeschränktesten Pandemiezeiten wenigstens eine Spur von Freiheit zu versprechen schien. Eine Einstellung, die ja per se erstmal in keinster Weise verwerflich ist. Außerdem schienen diese Campinggäste in der gleichen Zeitspanne auch Nachwuchs bekommen zu haben. Der ganze Platz schien sich aus unserer Sicht in eine Wohlfühloase der Instagram-Hipster-Elternzeit-Camper verwandelt zu haben. Junge, schöne Eltern mit Camper, die außerhalb ihrer Blase aber niemanden zu erkennen schienen. Vielleicht sind wir selber nicht schön genug oder zu alt, um von dieser Spezies erkannt zu werden. Aber wenn man selbst auf ein freundliches Grüßen bei der flüchtigen Begegnung am Spülbecken oder auf den Wegen zwischen den Plätzen in Richtung dieser eigentlich der gleichen Freizeitform frönenden Menschen nur betretenes, geradezu eisiges Schweigen erntet bei gesenktem Blick auf die eigenen Füße, dann ist das schon seltsam.

Ein gutes Frühstück beginnt mit einem leckeren Kaffee

Unser Plan war es zu Beginn des Urlaubs, zunächst mal die anderen später anreisenden Freunde hier zu empfangen. So hatten wir den Samstag noch vollends zur freien Verfügung, da die Heidenheimer erst am Sonntag Vormittag zu erwarten waren. Die anderen SpaceCamper hatten sich sogar erst für den Montag angemeldet. Nachdem die Anmeldung über die Bühne gebracht war und wir unsere Vorräte wieder aufgestockt hatten, konnten wir auch dem Strand und dem Meer eine Stippvisite abstatten. Das Wetter mühte sich redlich, einen Hauch von Sommer anzubieten. Lediglich die etwas zu dichte Bewölkung wollte noch nicht so recht dazu passen. Aber immerhin die Temperaturen waren schon aller Ehren wert.

Ein lauschiger Abend mit Illumination
Statistik

Ü10: 03.06.2022 -> 04.06.2022 in Prunete (183.512 km)
Ü11: 04.06.2022 -> 05.06.2022 in Prunete (183.512 km)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. KLM

    Also diese Fährerfahrungen haben wir auch schon gemacht. Der erfahrene Reisende hat deshalb immer eine gut gefüllte Tasche mit an Bord, um den schlimmsten Hunger stillen zu können. Aber die Erfahrung hat auch gezeigt, dass man damit oft besser bedient ist als mit dem lauwarmen Essen, welches in den nur zu Beginn der Überfahrt geöffneten Speiseausgaben käuflich erworben werden kann.

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