Um die nächsten angekündigten warmen Sommertage an einem nicht so überlaufenen und vor allem autofreien Strand zu verbringen, mussten wir nur ein kurzes Stück nach Norden fahren. Vorbei an Henne Strand und an einigen uns entgegen kommenden Militärkonvois, aber immerhin ohne unvermittelt querende Panzer, führte uns der Weg auf einen Campingplatz kurz vor Hvide Sande am Ringkøbing Fjord. Der Platz war sehr übersichtlich hinter einer großen Düne gelegen, die uns von der Nordsee trennte. Die Stellplätze selbst warteten mit so traumhaft saftig grünen Wiesen auf, die wir in der Form schon lange nicht mehr gesehen hatten. Der Empfang an der Rezeption war überdies von einer unvergleichlichen Freundlichkeit, dass man sich vom ersten Moment an willkommen fühlte. Insgesamt ein schöner Ort, um endlich ein paar Tage am Stück im Urlaub anzukommen.
Erste Amtshandlung am neuen Ort war es, die Vorräte durch einen Einkauf per Rad in Hvide Sande wieder aufzustocken. Der landschaftlich schön ausgearbeitete Rückweg , der auf breiten Schotterwegen zwischen den vielen Ferienhäusern hinter den Dünen hindurch führte und uns somit abseits der viel befahrenen Straße wieder zurück zum Campingplatz brachte, wurde zu meinem großen Erstaunen nicht mit überbordendem Enthusiasmus gefeiert, sondern von Teilen der Gruppe als kaum zu bewältigende und geradezu schikanöse Bergetappe auf kaum befahrbarem Untergrund abgetan. Zum versöhnenden Abschluss des Tages erklommen wir dann aber noch für ein Bad im Meer zum Sonnenuntergang die oben erwähnte Düne. Eine Aktivität, die jede Fitnessuhr ganz sicher als intensives Workout einsortieren würde. Diese Anstrengung war es aber in jedem Falle wert in Kauf genommen zu werden, da uns auf der anderen Seite ein formidabler Badespaß in der leicht tosenden Brandung erwartete.
Beim Ausflug zum kulturellen und architektonischen Glanzpunkt der Umgebung, dem Leuchtturm Lyngvig Fyre, verfestigte sich alsbald der Eindruck, dass die Radsportaffinität der Familie aus dem zweiten SpaceCamper zumindest noch ausbaufähig zu sein scheint. Dem Rad von Matthias ging als erstes die Luft aus, so dass wir aus Ermangelung einer eigenen mitgeführten Luftpumpe erst schwedische Camper auf dem Nachbarplatz bemühen mussten, um das Rad wieder verkehrstüchtig zu machen. Leah dagegen erläuterte uns den ganzen Weg über mehr oder weniger lautstark ihre nur teilweise ausgeprägte Begeisterung für das Rad an sich als Fortbewegungsmittel. Da half auch der beklagenswerte Zustand, in dem sich ihr Fahrrad befand, nur sehr bedingt weiter. Der sprichwörtliche Affe auf dem Schleifstein hätte kein bemitleidenswerteres Bild abgeben können.
Der Leuchtturm selbst war womöglich aus Ermangelung an anderen eindrucksvollen Ausflugszielen in der Umgebung sehr gut besucht. Bisweilen schienen es so als würden sich mehr Menschen auf der Aussichtsplattform des Turms drängeln als zur Rush Hour in Tokios meist frequentierter Metro Station Shibuya. Diesem Umstand geschuldet und der Tatsache, dass wir zur Besteigung des Leuchtturms jeder umgerechnet zehn Euro hätten zahlen müssen, verzichteten wir auf den Blick aus 38 Meter Höhe über den Ringkøbing Fjord. Stattdessen gönnten wir uns auf dem Rückweg jeder ein großes Softeis mit irgendwelchem Gekröse als Topping. Eines der Toppings bestand offenbar aus klein gehackten sauren Drops, die einem alles im Mund zusammen ziehen ließen. Nach dem Genuss von gefühlt etwas mehr als einem Liter Softeis in der kleinen Waffel waren wir aber alle dennoch froh, dass wir das etwas flaue Gefühl im Magen auf den Rädern auf dem letzten Stück zum Campingplatz zumindest ein wenig wieder wegstrampeln konnten. Und zu guter Letzt konnten wir vor Ort die am Leuchtturm gesparten Kronen gegen gekühlte lokale Getränkeköstlichkeiten eintauschen.
Die Wellen der Nordsee und die nahezu karibischen Temperaturen des nicht gänzlich klaren Wassers sowie das mitgeführte Badespaßequipment ließen beim Planschen im Meer keine Langeweile aufkommen. Da wurden zu recht sehr schnell Vergleiche mit dem korsischen Mittelmeer gezogen, insbesondere wenn sich der größere Teil des Körpers unterhalb der Wasseroberfläche befand. Selbst die eingefleischtesten Frosteköttel konnten dem Drang, sich in die Wellen zu stürzen, irgendwann nicht mehr widerstehen und sprangen am Ende auch fröhlich durch die Brandung.
Statistik
Ü31: 22.08.2022 -> 23.08.2022 in Hvide Sande (187.529 km)
Ü32: 23.08.2022 -> 24.08.2022 in Hvide Sande (187.529 km)
Ü33: 24.08.2022 -> 25.08.2022 in Hvide Sande (187.529 km)
Ü34: 25.08.2022 -> 26.08.2022 in Hvide Sande (187.529 km)
… dem Rad von Matthias ging nicht die Luft aus, sondern wurde von einer dänischen Luftpumpe, die auf Fahrradopfer am Radweg wartete, beim Versuch etwas Luft nachzupumpen, gnadenlos abgesaugt . Also Vorsicht bei Luftpumpen die die am Wegesrand ihr Dienste anbieten … !!!
Denkt beim Radfahren vor allen Dingen immer an den Helm!