An den Gardasee fährt man natürlich nicht, um sich einfach die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Wenn die Sonnenstrahlen schon den Ranzen streicheln, dann sollte dieser sich wenigstens auf einem Mountainbike befinden, dass gerade schweißtreibend einen herausfordernden Anstieg hinaufgekurbelt wird. Zum Einstieg bietet sich dabei traditionell die Ponale von Riva nach Pregasina an. Man hat während der gesamten Auffahrt einen schönen Blick auf den See und wird nur hin und wieder von skurrilen Erscheinungen abgelenkt. Eine davon war sicherlich der Radfahrer ohne Oberbekleidung, der bei seiner Abfahrt uns entgegenkommend immerhin einen Selfiestick in die Höhe hielt, um seinen holprigen Ritt auf eine Speicherkarte zu bannen. Wer zum Teufel schaut sich solche Videos an?

Der Anstieg nach Pregasina war für unsere kleine Radgruppe offenbar nicht anstrengend genug, so dass entschieden wurde, auch die unfassbar steilen Rampen in Richtung Malga Larici, dem sogenannten Hubschrauberlandeplatz, in Angriff zu nehmen. Für die leichtgewichtigen Gazellen in meiner Sportgemeinschaft stellte das selbstredend gar kein größeres Problem dar. Während ich in meinem untrainierten und kompakten körperlichen Zustand doch die eine oder andere Verschnaufpause einlegen musste, um die nötige Luft wieder in meine strapazierten Lungenflügel pumpen zu können. Doch die Aussicht auf die schöne Trailabfahrt und die Tatsache, dass man die Berge ja nun nicht wirklich leichter bezwingt, wenn man nicht fleißig trainiert, waren Motivation genug, den anderen Bergziegen in gewissem Abstand zu folgen.

Treffpunkt am Hubschrauberlandeplatz

Am Einstiegspunkt des Trails konnte ich die anderen gerade noch rechtzeitig erwischen, so dass wir uns gemeinsam in das ausgetrocknete und mit allerlei Steinen drapierte Flussbett stürzen konnten. Zum Auftakt wirklich eine sehr schöne Abfahrt, bei der man relativ schnell das über den Winter vergessene Gefühl für den Trail wieder erlangen konnte und sich zudem im Hafen von Riva mit einem leckeren italienischen Eis belohnen konnte.

Blick von oben auf das Nordufer des Gardasees
Ölf testet das Rad vom Samy. Wenn nur die Beine nicht so kurz wären…

Nach dem Ruhetag an Steffens Geburtstag, an dem wir auch den Einzug auf unseren frisch erworbenen eigenen Stellplatz vollzogen, ging es dann am Montag auf die erste ausgewachsene Tour. Der im vorletzten Jahr erstmals bezwungene Naranch-Trail stand auf dem Programm. Damals noch mit heftigen Regengüssen begleitet, war es dieses Mal nur ausgesprochen schwül, aber weitestgehend trocken. Doch auch in diesem Jahr mussten 1100 Höhenmeter bezwungen werden. Einmal mehr musste ich dabei feststellen, dass ein alter und krumm gesessener Sattel bei einem solchen ambitionierten Ausflug nicht zwingend dafür sorgt, dass einem am Gipfel nicht doch der Allerwerteste schmerzt.

Wer sich den ganzen beschwerlichen Weg hinauf nach Santa Barbara auf einen schönen Teller Spaghetti Bolognese inklusive eines kühlen Erfrischungsgetränk nebst frisch gebrühtem Cappuccino in der fest eingeplanten Verpflegungsstation gefreut hatte, sah sich doch sehr enttäuscht als er feststellen musste, dass der italienische Gastwirt es offenbar mit den christlichen Feiertagen wie Pfingstmontag doch sehr ernst meint. Immerhin schien das Etablissement noch nicht komplett aufgegeben worden zu sein wie zu unserer tiefen Bestürzung die beliebte Pizzeria 601 gegenüber des Campingplatzes und auch die Strandbar um die Ecke am See.

So viele Höhenmeter und kein Erfrischungsgetränk

Im trockenen Zustand ließen sich dann doch deutlich mehr flowige Passagen auf dem Trail erkennen. Der obere Teil wartete aber nach wie vor mit einigen Herausforderungen für Mensch und Material auf, so dass sich der angeblich durchgehend flowige Charakter des Trails vermutlich nur dem wirklich ambitionierten Biker offenbarte. Wir anderen mussten doch hier und da das geschundene Material vorsichtig den einen oder andere Abgrund herunter bugsieren. Man hätte trotzdem von einem rundum gelungenen Ausritt sprechen können, wenn wir nicht kurz vor dem Ziel auf die abenteuerliche Idee gekommen wären, einen schmalen und steilen Gegenanstieg weitestgehend hoch zu schieben, um ihn auf der anderen Seite größtenteils auch wieder hinab zu stiefeln. Wer sein Rad liebt, der schiebt, wird der aufmerksame Leser jetzt einwenden. Aber von Tragen auf schmalen und stufigen Trampelpfaden war da keine Rede.

Statistik

Ü16: 09.06.2019 -> 10.06.2019 in Torbole (127.747 km)

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