Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Vermutlich aber auch die Großtante der überhitzten Scheibenbremse. Nach unserer ersten ernstzunehmenden Tour des Jahres, dank eines eher behutsam zu nennenden Trainingsprogramms im Frühjahr, wollten wir nicht gleich zu Anfang der Woche über die Stränge schlagen. Daher war ein sportlicher Ruhetag für uns genau die richtige Entscheidung am Dienstag. Stattdessen schickten wir Christine und Tom auf die Jutta-Tour und vergnügten uns derweil im Shoppingparadies Riva del Garda. Zumindest statteten wir erneut dem Schuhladen im Einkaufszentrum von Riva einen Besuch ab, aus dem wir es bislang noch nie ohne wenigstens ein Paar neuer Schuhe schafften. Diese Tradition konnten wir natürlich auch in diesem Jahr nicht brechen.
Den Abend ließen wir beim Spieleabend im Appartement von Isabel und Hermann ausklingen. Sie verwöhnten uns mit einer Riesenmenge an mit Liebe frisch zubereiteten Bruschetta, mit der wir wahrscheinlich auch eine komplett ausgehungerte italienische Rugbynationalmannschaft satt bekommen hätten. Höhepunkt des Abends war vermutlich der Wortkettenwettstreit zwischen Tom und Steffen, der einige interessante Wortkreationen zu Tage förderte, die sicher nicht nur den vom leckeren Gin Tonic gelösten Zungen zuzuschreiben waren.
Am folgenden Tag hätte es uns vielleicht eine Warnung sein sollen oder zumindest hätte es uns in Argwohn versetzen müssen als über Ölfs Gesicht bei unserer Ankündigung, den Tag ins Zeichen erfrischender Wassersportaktivitäten zu setzen, lediglich ein vielleicht am ehesten leicht süffisant zu nennendes Lächeln zu huschen schien. Nach unserer dramatischen Kenterung im Kocher vor wenigen Wochen war sein Enthusiasmus bezüglich weiterer wasseraffiner Umtriebe nämlich eher minder stark ausgeprägt. Doch wir übersahen offenbar dieses kleine Detail oder machten uns darüber gar keine weiteren Gedanken und hatten flugs die drei Luftkammern des aufblasbaren Kayaks gefüllt und waren guter Dinge, eine kleine Runde auf dem Gardasee zu drehen.
Im Nachhinein bin ich mir nicht mehr sicher, ob man ein kurzes spöttisches Auflachen aus Ölfs Kehle vernehmen konnte oder ob ich mir das nur einbilde. Nachdem sich jedoch das dritte Leck schon wieder direkt an den Schweißnähten an der Spitze des Bootes einstellte, verloren wir ein wenig den Glauben an die Wassertauglichkeit des Kayaks in dieser Woche und nahmen Abstand von diesem Vorhaben. Im Endeffekt lässt sich zusammenfassen, dass unser Kayak ein ziemlich mieses Karma vorzuweisen hat.
Nur ein ganz leichter Schatten schien über Ölfs Gesicht zu ziehen als wir im Anschluss das SUP Board aus dem Auto zogen und auch dies in schweißtreibenden und kraftvollen Stößen aufzupusten begannen. Inwieweit Ölf auch hier seine Finger im Spiel hatte, lässt sich sicherlich nicht mit letzter Sicherheit formulieren. Tatsache ist jedoch, dass beim Lösen der Pumpe vom Ventil des vollständig aufgepumpten Boards ein lautes Zischen ertönte. Leider half uns auch der extra vom offiziellen Vertrieb des Boardherstellers organisierte Ventilschlüssel nicht. Trotz klarer Beschreibung verschickten die Flitzpiepen ein falsches Werkzeug. So standen wir also komplett ohne Wassersportgeräte da und an Ölfs Miene war eindeutig zu erkennen, dass er das gar nicht so schlimm fand. Auch die anschließend erstellten Fotoaufnahmen dokumentieren recht eindrucksvoll, dass Ölf aktuell Wassersport am liebsten an Land ausübt.
Als heißer kulinarischer Tipp für den Gardaseeurlauber hat sich in diesem Jahr die Agricultura Calvola in den Bergen in Richtung Tennosee erwiesen. Man sollte jedoch einen serpentinenerprobten, unerschrockenen und abstinenten Fahrer in seinen Reihen haben, um das kredenzte Mahl in vollen Zügen genießen zu können. Beim erstmaligen Besuch rate ich auch zur Mitnahme eines detektivisch ausgebildeten Mitstreiters, da uns trotz der genauen Kenntnis der Adresse des Restaurants erst der Hinweis von einheimischen Holzfällern den Weg zum Ziel führte.
Statistik
Ü17: 10.06.2019 -> 11.06.2019 in Torbole (127.747 km)
Ü18: 11.06.2019 -> 12.06.2019 in Torbole (127.747 km)