Geweckt wurden wir durch ein sonores, nicht aufhören wollendes Brummen, dass über dem gesamten Fjord lag. Als wir unsere Gedanken soweit geordnet hatten, dass wir in etwa wussten, an welchem Ort wir gerade stehen, hatten wir alsdann natürlich einen weiteren Ozeanriesen in Verdacht, der als nächster Koloss den kleinen Fjord verstopfen würde. Ein erwartungsvoller Blick hinter die Gardine unseres kleinen Campers offenbarte dann jedoch ein geradezu lachhaft wirkendes kleines Paddelboot. Gerade mal fünf oder maximal sechs Decks und man konnte sogar noch Geiranger hinter dem Schiff sehen. Aber das Motorengeräusch war wie bei den Großen.
Dann muss ich an dieser Stelle kurz abschweifen zu einem Detail von Juttas Traum der letzten Nacht. Sie träumte von einem zweiten Bulli in der gleichen atemberaubenden Farbkonstellation wie der unsrige sie aufweist. Auf der Suche nach einem Parkplatz in Geiranger fuhr dann tatsächlich genau dieser Bulli, in Form eines VW Californias, ohne anzuhalten hinter unserem Bus vorbei. Was ich also damit sagen möchte, ist, Jutta träumt nicht, sie hat Visionen. Mal sehen, was heute Nacht so passiert…
Die Parkplatzsuche in Geiranger diente natürlich auch nur dazu, weitere ausgetretene Pfaden zu beschreiten. Wir lösten ein Ticket für eine Fjordrundfahrt im Geirangerfjord. Vom Wasser aus sind diese emporragenden Felswände und die an ihnen herabstürzenden Wasserfälle noch beeindruckender als ohnehin schon. Den Geirangerfjord vom Wasser aus können wir hiermit also wirklich empfehlen. Vielleicht beim nächsten Mal aber mit unserem eigenen Kayak ohne Luftprobleme. Als kleine Randnotiz sei jedoch vermerkt, dass der Kapitän des Schiffes an zwei Wasserfällen sehr dicht und langsam vorbeigefahren ist, während er den berühmtesten Wasserfall, die sieben Schwestern, im Eiltempo links liegen gelassen hat. Wir hatten auch das Gefühl, dass die sieben Schwestern etwas schlapp auf der Brust waren – Wasserknappheit in Norwegen.
Danach verließen wir die Touristenhochburg rund um den Geirangerfjord und erklommen über viele Serpentinen die über 1000 Meter hoch liegende Hochebene hinter Geiranger. Aus unserer Sicht eine noch viel beeindruckendere Auffahrt als der Trollstigen am gestrigen Tag. Der Anstieg ist dort viel weitläufiger und vielfältiger und die unterschiedlichen Ausblicke traumhaft schön.
Zu guter Letzt statteten wir der Stabkirche im Lom noch eine kurze Stippvisite ab. Die war jedoch tatsächlich eher kurz, da ab dann der Regen wieder einsetzte und sich den Rest der Strecke festsetzte. Wir fuhren weiter in Richtung Oslo bis wir keine Lust mehr hatten und kehrten bei eigentlich unbekannt ekligem Wetter auf einem kleinen Campingplatz mit einer großen grünen Wiese an einem ruhigen Fluss ein. Das Wetter war so ungastlich, dass wir sogar das erste Mal das Kochen in die Küche des Campingplatzes verlegten.
Statistik
Ü52: 08.08.2017 -> 09.08.2017 in Geiranger (73.456 km)
Zurückgelegte Strecke
Tag 30 (Geiranger-Vågå): 137 km
Insgesamt: 6.175 km
Mit viel Fantasie kann ich vier auch fünf erkennen!!!!!
Vier, maximal fünf würde ich sagen. Da scheinen zwei einen Ausflug zu machen. Es braucht halt jeder mal Urlaub.