Zunächst möchte ich Euch von dem Mann aus Minden erzählen. Das erste Mal gewahr von ihm wurden wir bei unserem schrecklichen Abzweig in Richtung Freizeitpark. Offenbar vor Schreck haben wir ihn da aus den Augen verloren und sahen ihn dann wieder auf unserem Campingplatz. Er checkte kurz vor uns ein und fuhr wie wir auf die lauschige Wiese, die für Camper vorgesehen ist, die keinen Strom benötigen.

Zunächst dachten wir uns nichts, als er sein Zelt neben seinem Auto aufbaute und sich nach getaner Arbeit auf seinem Campingstuhl zwischen Auto und Zelt ausruhte, mit Blick auf das Schilfufer und den fernen Horizont gen Osten. Ein kurzes Telefonat nach Hause, dann war das Tagessoll erreicht. Das war so gegen 18:00 Uhr. Kurz nach Sonnenuntergang, also kaum fünf Stunden später, erhob er sich, packte seinen Stuhl zusammen und ging ins Zelt. Er saß ungelogen die ganze Zeit mehr oder weniger regungslos in seinem Campingstuhl und schaute nach Osten. Das Abendbrot bestand dabei scheinbar lediglich aus Dosenbier und Zigaretten.

Und heute morgen, als wir uns langsam aus dem Bett gequält hatten, schauen wir aus dem Fenster und sehen, dass der gute Mann wieder genauso da sitzt. Der einzige Unterschied ist, dass nun das Zelt fehlt. Irgendwann ist er dann aber aufgebrochen und stellt sich vermutlich genauso wieder auf den nächsten Campingplatz. Sehr skurril das alles!

Der Mann aus Minden

Der Tag begrüßte uns heute mit sehr stark böigem Wind, so dass wir schon sehr genau unseren Frühstücksplatz auswählen mussten, damit uns nicht die Butter vom Brot fliegen würde. Und während wir so dort auf der Wiese in der Sonne am Schilfgürtel saßen und hin und wieder die Eierbecher festhalten mussten, tüftelten wir an einem Plan, wie wir dem herannahenden Schlechtwettergebiet möglichst geschickt ein Schnippchen schlagen würden.

Bis zum Nordkapp sind es von hier noch gute 950 Kilometer. Und wie es aussieht haben wir hier am Montag und Dienstag eher eine ungünstige Großwetterlage. Wir setzten also auf die Karte, den recht sonnigen, aber auch windigen Tag hier zu bleiben und erst mit dem einsetzenden Regenwetter wieder ins Auto zu steigen. In der Hoffnung bei strahlendem Sonnenschein am Nordkapp herauszukommen. Das klingt für uns hier wie ein Superplan.

Wir nutzten also unseren letzten Sommertag in Schweden zu einer kleinen Radtour an die Spitze unserer Landzunge, inmitten des Piteå Archipels. Wie an vielen Stellen in dieser Gegend ist es gar nicht so einfach, eine frei zugängliche Stelle ans Wasser zu finden. Doch ganz am Ende des Weges, am äußersten Zipfel des Landes, konnten wir jauchzend und fröhlich schreiend ins kalte und wellige Ostseewasser springen. Ganz genauso im Detail ist es aber doch nicht passiert, ehrlich gesagt. Dafür war das Wasser zu kalt und der Wind zu frisch und der Untergrund zu steinig und die Badeklamotten hatten zu wenig Stoff. Aber bis zum Bauch im Wasser ist ja auch schon mal was.

Um dem Lagerkoller zu entgehen, machte Jutta auf eigene Faust noch einen Gewaltmarsch durch den hiesigen Wald und kam eine Stunde später förmlich im Stechschritt wieder auf dem Platz an. Da wäre ich, selbst wenn ich es gewollt hätte, gar nicht hinterhergekommen.

Statistik

Ü28: 15.07.2017 -> 16.07.2017 in Norrfjärden (69.933 km)

Zurückgelegte Strecke

Tag 06 (Norrfjärden): 0 km
Insgesamt: 2.515 km

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. KLM

    Das klingt für mich ein bisschen wie Mimimi.
    Aber es bleibt spannend: wird sich noch ein guter Badeplatz auftun, wer gewinnt Insekt oder Mensch und was ist wohl aus dem Mann aus Minden geworden?

Schreibe einen Kommentar