Der Wetterforsch hatte leider Recht. Am Abend hatte es angefangen zu regnen und auch am folgenden Morgen war es primär nass. Unseren „Pausentag“ hatten wir also genau richtig gelegt, unsere Wetterwette ging bisher auf. Nachdem alles wieder eingepackt war, machten wir uns also wieder auf die Reise. Immer weiter Richtung Norden, um den einen oder anderen Haken auf unsere ToDo-Liste malen zu können.

Gegen Mittag erreichten wir erstmals Finnland. Nach einem kurzen Blick in unsere mitgeführte Fachliteratur nahmen wir davon Abstand, eine der beiden Grenzstädte, Haparanda (Schweden) und Tornio (Finnland), näher zu besichtigen. Auffällig war lediglich, dass sich auf der schwedischen Seite offenbar viele Konsumtempel angesiedelt hatten und damit wohl auch viel finnisches Publikum anziehen. Selbst russische Autos konnte man auf dem Supermarktparkplatz entdecken.

Direkt hinter der Grenze verließen wir die Küstenstraße und setzten unseren Kurs wieder hart auf Norden. An zweierlei Dingen müssen die Finnen allerdings ganz offensichtlich noch arbeiten. Zum einen wären das die Ausschilderungen zu vermeintlichen Sehenswürdigkeiten und sonstigen Spektakeln. Etwas mehr als ein kleines unscheinbares Straßenschild mit einem 36-buchstabigen Namen in einer Schriftgröße so groß wie das Kleingedruckte auf einem Mobiltelefonvertrag wäre mitunter schon hilfreich, um die Stromschnellen des Todes auf dem Grenzfluss zwischen Schweden und Finnland in Augenschein nehmen zu können.

Zum anderen müssen sie ihr Fliegenproblem in den Griff bekommen. Bei unserem ersten kurzen Stopp in Finnland war im Handumdrehen von der schönen (und gar nicht babyhaften!) Zweifarblackierung unseres Spacecampers nichts mehr zu erahnen. Das komplette Auto war bedeckt von kleinen Fliegen, die sich auch bei der Fahrt erst unter Zuhilfenahme des Scheibenwischers dazu überreden ließen, von der Windschutzscheibe loszulassen. Es war nicht die reinste Freude, sich die Stromschnellen von Nahem anzuschauen, und dabei die ganze Zeit darauf achten zu müssen, nicht tonnenweise von diesen kleinen Viechern zu verspeisen. Das ist jedoch nur ein Klacks gegen die gleiche Anzahl an Stechmücken, die uns dann später auf unserem Campingplatz für diese Nacht erwarteten. Dann doch lieber proteinhaltige Fliegen…

Ölf und die Stromschnellen

Den nächsten Haken auf der Liste konnten wir beim Erreichen des nördlichen Polarkreises machen. Eigentlich erwarteten wir ein riesengroßes Brimborium mit Andenkenshops, Souvenirs aller Couleur, Halligalli und was halt alles dazugehört. Offenbar sind wir aber nicht auf der wirklich Hauptverbindungstraße unterwegs, wo sich so ein Aufwand lohnen würde. Stattdessen steht dort immerhin eine große, stählerne Erdkugel und ein Restaurant, in dem ein Albaner mit seiner Frau selbst gebackene Pizza feilbietet, in deren Genuss wir jedoch nicht gekommen sind. Wir begnügten uns mit einem Eis am Polarkreis.

Ölf erklärt den Polarkreis

Nun sind wir auch schon sechs Tage in Schweden, dem selbsternannten Land der Elche, unterwegs. Immer wieder haben wir mit Argusaugen rechts und links unserer Wege in die Wälder und Lichtungen geschaut, um wenigstens eines dieser edlen Tiere zu Gesicht zu bekommen. Aber nichts war bisher diesbezüglich passiert. Heute dann fuhren wir wiederum, die Blicke schweifend über die Fauna, unserer Wege und erschraken beinahe als wir direkt in der Böschung stehend immerhin zwei Rentiere sahen. Einige Zeit später kamen uns tatsächlich auf der Straße in aller Ruhe trabend zwei weitere Rentiere entgegen. Das waren offenbar noch junge Tiere, die bei diesem Lebenswandel womöglich auch keine allzu große Lebenserwartung haben dürften.

Die Sache mit den Elchen ist damit aber natürlich noch längst nicht ausgestanden. In uns keimt mittlerweile sogar der Gedanke auf, dass der Elch ein reines Fabelwesen sein könnte oder aber, dass es einen einzigen Elch in ganz Schweden gibt, der immer wieder für Fotos in Lehrbüchern herhalten muss, aber eigentlich ein tristes Dasein in einem Tierpark in Djurgården fristet. Womöglich ist es sogar nur ein verkleidetes Rentier…

Unsere Unterkunft für diese Nacht ist nun auf dem Campingplatz in Pello auf der finnischen Seite der Grenze, die wir nun schon mehrfach überquert haben, um uns über beide Seiten ein Bild machen zu können. Pello ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Sessel von IKEA. Es handelt sich bei dem Platz vielmehr um eine idyllische Wiese direkt am Ufer des Tornionjoki, der geradezu rasend schnell in den Bottnischen Meerbusen fließt, so dass die kleinen motorbetriebenen Bötchen auf dem Fluss schon Vollgas geben müssen, um gegen die Strömung anzukommen. Wenn nur diese Mücken nicht wären…

Statistik

Ü29: 16.07.2017 -> 17.07.2017 in Norrfjärden (69.933 km)

Karte

Zurückgelegte Strecke

Etappen

Tag 07 (Norrfjärden-Pello): 304 km

Gesamtstrecke

Insgesamt: 2.819 km

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. KLM

    OK Mensch gegen Insekt scheint mit 10000000000000000000000:2 an die Mücken gegangen zu sein. Auch sonst lassen sich viele Parallelen zu anderen Ländern auf der Welt ziehen. Denn gibt es neben Elchen in Schweden auch tatsächlich Koalas in Australien oder gar Kiwis in Neuseeland, ganz zu schweigen von Adlern in der Pfalz.
    Ich hoffe ihr findet ein adäquates Mittel gegen die Mücken. Wir wünschen euch auf alle Fälle noch eine schöne Reise und schauen gebannt jeden Abend, ob es wieder Neue Abenteuer aus dem hohen Norden gibt.

  2. Johann Pienz von und zu Heiss

    Sunt item, quae appellantur alces. Harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent. Neque quietis causa procumbunt neque, si quo adflictae casu conciderunt, erigere se aut sublevare possunt. His sunt arbores pro cubilibus; ad eas se adplicant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt. Quarum ex vestigiis cum est animadversum a venatoribus, quo se recipere consuerint, omnes eo loco aut ab radicibus subruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stantium relinquatur. Huc cum se consuetudine reclinaverunt, infirmas arbores pondere adfligunt atque una ipsae concidunt. C. Julius Caesar, BG VI-27

    1. Martin

      Dann bin ich ja froh, dass wir unseren Klappspaten dabei haben und für den Fall, dass die Elche nicht zu uns kommen, werden wir uns dann womöglich auf die Pirsch begeben…

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