Unser nächster Stopp war von langer Hand vorbereitet. Wir hatten uns auf einem Campingplatz an der Soča eingebucht, der offenbar so gut lief wie ein Wildwasserkanu, dass in einen reißenden Gebirgsbach hineingeworfen wird. Anders war es wohl nicht zu erklären, dass wir einen Mindestaufenthalt von drei Tagen einzukalkulieren hatten. Mit Blick auf die Freizeitaktivitäten rund um das wunderschöne Soča-Tal schien uns das aber eine durchaus zu vernachlässigende Einschränkung zu sein.

Mit Abbruch unserer Zelte am Gardasee ging es also Richtung Osten. Das uns begleitende Wetter war sich selbst wohl auch nicht so im Klaren, ob es ein schöner Sommertag oder doch eher ein ungastlicher Regentag werden sollte, an dem man es sich gründlich überlegen würde, einen Fuß vor die Schiebetür des Campers zu setzen. Je näher wir der slowenischen Grenze kamen, desto deutlicher schien sich das Wetter leider zur dunklen Seite hingezogen zu fühlen. Als der Himmel sich anschickte eine Farbpalette aufzulegen, die auch Peter Jackson bei der Illustration der Schlacht bei Helms Klamm mit Sicherheit in die engere Wahl aufgenommen hätte, hielten wir nochmals inne und durchdachten unseren eigentlich fest stehenden Plan. Die durchtränkte Rückbank und das zerrissene Sonnensegel noch sehr deutlich vor dem inneren Auge verabschiedeten wir uns schließlich von dieser Idee, stornierten den slowenischen Campingplatz und wichen vor dem drohenden Ungemach gen Süden aus.

Statt in Slowenien landeten wir also auf einem Campingplatz in Aquileia, einer sehr bedeutenden Handelsmetropole. Allerdings nur bis zu der Zeit als ihr irgendwann zwischen Spätantike und Frühmittelalter mit dem Aufstieg Venedigs der Rang abgelaufen wurde. Der Platz selber hatte eigentlich alles zu bieten, von schattigen Wiesenstellplätzen über saubere Sanitäranlagen bis hin zu einem eigenen Swimmingpool. Doch mochte die Stadt im Römischen Reich noch ein wichtiger Binnenhafen gewesen sein, so zieht sie heutzutage doch bestenfalls wissbegierige Hobbyarchäologen an, die sich an etlichen frühchristlichen Sehenswürdigkeiten erfreuen können. Davon waren scheinbar auch einige aus den unterschiedlichsten Gegenden Europas auf dem Campingplatz zusammen gekommen. Senioren aus England standen neben Familien aus Frankreich und Wohnmobilisten aus den Niederlanden oder Deutschland, die diesen Ort scheinbar bewusst als ihr Urlaubsreiseziel gewählt hatten.

Um dem Reiz dieses Ortes auf den Grund zu gehen, unternahmen wir nach dem Abendessen noch einen Spaziergang in die Ortsmitte. Vorbei an den aufgrund der Tageszeit leider schon verschlossenen Überresten des Binnenhafens und des alten Römischen Marktplatzes ging es zur Basilika. Bei Betrachtung des Hafens musste man sich zwangsläufig fragen, ob die Menschen damals einfach viel kleiner waren als heutzutage oder ob die ortsansässigen Archäologen womöglich einem perfiden Streich der Macher des Hamburger Miniatur Wunderlands aufgesessen sind. Die Basilika hatte zumindest wieder imposante Ausmaße. Skurrilerweise stand auf einem Vorplatz eine vollständig aufgebaute, mit Musikinstrumenten bestückte Bühne samt Bestuhlung, die aber komplett verwaist und menschenleer war. Vervollständigt wurde die seltsame Szenerie durch recht coole Reggaebeats aus den Lautsprechern. So stellt man sich die Feierlichkeiten anlässlich des italienischen Nationalfeiertags vielleicht nicht unbedingt vor.

Einige Zeit später kamen doch noch einige Besucher, die sich auf den Stühlen niederließen, bis dann auch irgendwann einige Musiker erschienen und italienische Schlagertöne anschlugen. Da uns die Reggaemusik vorher besser gefallen hatte und langsam doch ein paar Regentropfen vom Himmel fielen, während am Horizont zusätzlich ein paar Blitze zu sehen waren, eilten wir zurück zum Campingplatz und überlegten, wo die Reise wohl morgen hin gehen könnte.

Statistik

Ü16: 02.06.2023 -> 03.06.2023 in Aquileia (200.932 km)