Dank der pfingstlichen Wetterkapriolen in Süddeutschland und den angrenzenden Alpenstaaten und der zeitgleich stattfindenden sportlichen Großereignisse in Norddeutschland startete unsere Anreise an den Gardasee leider erst ein paar Tage später als ursprünglich geplant.
Am Samstag war grundsätzlich noch nicht an die Abreise zu denken, da sich der glorreiche SV Werder Bremen ja bis zur sprichwörtlich letzten Minute den Klassenerhalt in der höchsten deutschen Spielklasse aufgespart hatte. Die anschließenden Berichterstattungen in den unterschiedlichen Medien ließen den Aufbruch daher nicht zu.
Der Sonntag diente dann in aller Gemütlichkeit dem Zusammensammeln unserer benötigten Utensilien. Am Montag brachen wir dann aber tatsächlich quasi direkt nach dem Frühstück auf. Das Auto war dank des neuen Fahrradgepäckträgers flugs gepackt und – schwuppdiwupp – waren wir um etwa 15:00 Uhr auf der Piste.
Ziel unserer ersten Etappe war es, das hartnäckige Regengebiet nachhaltig hinter uns zu lassen. Um möglichst schnell voran zu kommen, besorgten wir uns daher die mit über 40 € wahnsinnig teuer gewordene Schweizer Vignette für 2016, die wir hoffentlich auch noch für unseren Sommerurlaub gebrauchen können. Auf der Autobahn kamen wir bis zum frühen Abend nach Montreux und steuerten dort einen der am Genfer See gelegenen Campingplätze an.
Wider Erwarten standen wir nicht vor einem komplett überfüllten und mit wuseligen deutschen Schulkindern bevölkerten Platz, sondern ganz im Gegenteil auf einer ordentlich gepflegten Wiese mit lediglich vereinzelt stehenden Wohnmobilen aus der Schweiz.
Aufgrund der Tatsache, dass die Rezeption bei unserer Ankunft bereits nicht mehr besetzt war, konnten wir leider keine Brotbestellung zum Frühstück aufgeben. Das hatte zur Folge, dass wir unterwegs in Martigny einkaufen mussten und uns dann auf die schwierige Suche nach einem adäquaten Frühstücksplatz machen mussten. Die idyllische Passstraße war noch sehr weit entfernt und die Zeit schon recht weit fortgeschritten. Wir fuhren also rechts und links entlang der Rhone bis wir schließlich die Nerven verloren und uns an eine Obstwiese stellten, um endlich frühstücken zu können.
Der Weg hinauf zum Simplonpass weckte Erinnerungen an alte James Bond Filme. Das Panorama der schneebedeckten Berge im Hintergrund und der einzeln stehenden, riesigen, geradezu unwirklich aussehenden, mittlerweile verlassenen Hotelbauten könnte wunderbar als Kulisse eines Agentenfilms dienen. Als Schmankerl steht auf dem Pass in 2005m Höhe ein riesiger Steinadler.
Über den Lago Maggiore als Reminiszenz an den Verlust meines Blinddarms vor etlichen Jahren und den Luganer See ging es mittels eines mehrfachen Grenzwechsels zwischen der Schweiz und Italien weiter an den Comer See, unseren Zielpunkt der zweiten Etappe. Bemerkenswert sind auf diesem Teilstück die unterschiedlichen Herangehensweisen in den beiden Ländern bei der Instandhaltung ihrer Infrastruktur. Während die Simplonpassstraße auf der Schweizer Seite mit aufwändigen Baumaßnahmen ihrem Ruf als bestausgebauter Passübergang des Landes mehr als gerecht wird, verkommt die Fahrt auf der italienischen Seite eher zum Slalom um die etlichen Schlaglöcher.
Am Comer See angekommen, bestätigte sich die Befürchtung glücklicherweise nicht, dass an der vermeintlich steilen Küste womöglich gar keine Campingplätze zu finden wären. Stattdessen konnte man sehr schnell, ob der Vielzahl der am Straßenrand angekündigten Plätze, den Überblick verlieren. Als Entscheidungshilfe zogen wir neben der gestalterischen Unterschiede der Wegweiser auch noch das Internet zu Rate. Dort wurde der Campingplatz mit dem wohlklingenden Namen Magic Lake als der beste Platz am Comer See beschrieben. Damit war unsere Wahl getroffen.
Der Platz war klein und übersichtlich, aber auch bis auf den letzten Platz fast ausschließlich von deutschen Campern gefüllt. Wir bekamen augenscheinlich den letzten noch freien Platz für eine Nacht. Schräg gegenüber stand ein riesengroßer Camping-LKW. Mit ein wenig Phantasie konnte man sich noch vorstellen, wie dieses Gerät an seinen Platz bewegt wurde. Aber für eine etwaige Abreise müssten wahrscheinlich alle umstehenden Camper vorher ihre Zelte abbauen und einige Meter zurücktreten. Was für ein Schlachtschiff!
Bezeichnenderweise im Waschraum der Frauen lag ein Glanzstück der deutschsprachigen Presseartikel aus. Der Titel des Magazins lautet „Meine Schuld“. Im Untertitel heißt es „Was Frauen berichten: Schonungslos – Indiskret“. Unklar ist leider bisher, was dieses Erzeugnis literarischer Hochkultur im Abo kosten würde. Das lohnt sich aber garantiert…
Der dritte Tag der Anreise zum Gardasee wurde für einige Teilnehmer unserer Reisegruppe gegen Ende offenbar zur Qual. Wie der Titel dieses Eintrags schon dezent andeuten wollte, haben wir selbstverständlich nicht den einfachen, aber langweiligen Weg vom Comer See über Mailand und das Südufer des Gardasees genommen, sondern sind direkt nach Osten weitergefahren. Dazu mussten wir den Passo dell’Aprica, den Passo del Tonale, den Campo Carlo Magno Pass bei Madonna di Campiglio und den Passo del Ballino bezwingen. Ölf wird bei dem Gedanken an die vielen Serpentinen immer noch ein wenig blass um die Nase.
Gegen vier Uhr waren wir dann am Ziel und konnten abends noch mit allen rechtzeitig eingetroffenen Urlaubern zusammen in Torbole eine Pizza essen gehen.
Statistik
Ü7: 16.05.2016 -> 17.05.2016 in Le Bouveret (37.571 km)
Ü8: 17.05.2016 -> 18.05.2016 in Dongo (37.878 km)