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Für einen Norddeutschen ist es ja nach wie vor ein bisschen sonderbar, dass wir Ende Oktober/Anfang November ein langes freies Wochenende haben. Nachdem ich nun auch nicht mehr jeden nicht bundeseinheitlichen Feiertag im Büro verbringen muss (das machen jetzt ggf. andere Kollegen), genießen wir nun dieses willkommene lange Wochenende mit unserem Spacecamper in der Natur. Die Wettervorhersagen lieferten für den Südwesten die besten Daten, so dass wir den erst anvisierten Platz im Bayrischen Wald deswegen und auf Grund der Tatsache, dass die sich dort trotz Nachfrage über die offizielle Website des Campingplatzes partout nicht zurück gemeldet haben, wieder verworfen haben und uns nun für das Allgäu entschieden haben.

Die Reise ging also nach Immenstadt am großen Alpsee. Der Campingplatz hat gut 200 Stellplätze und einen Saunabereich, den wir uns aber bis jetzt noch nicht angesehen haben. Außerdem ist er dank des fabelhaften Wetters und der gerade begonnenen Herbstferien auch total proppevoll, was selbst bei meinem sonst so ausgeglichenen Schatz die Kinnlade ein wenig herunterfallen ließ. Doch wir ließen uns davon natürlich nicht abhalten und haben nun zwar keinen Platz in der ersten Reihe am See, aber immerhin direkt dahinter. Für den Fall, dass sich hier also noch etwas tut in den nächsten zwei Tagen, können wir flugs das Stellplatzroulette wieder anschmeißen.

Der hintere Teil des Campingplatzes stellt sich aktuell eher als große Verkaufsfläche eines Wohnmobilgroßhändlers dar. Eine beachtliche Wiese voll mit ausschließlich weißen Wohnmobilen. Eines langweiliger als das nächste. Ich glaube, dass wir hier mit unserem wenigstens halbiert blauen Spacecamper der einzige nennenswerte Farbtupfer auf dem Platz sind. Die Hersteller sollten endlich mal ein paar Farbtafeln studieren und die Eintönigkeit aus den großen Campingplatzwiesen tilgen.

Für mein nach wie vor leicht verschnupftes Häschen war die erste Nacht hier der reinste Glutofen. Dank des Heizlüfters auf niedriger Stufe und der extra mitgenommenen dicken Winterdecke wurde es auf ihrer Betthälfte ganz schön hitzig. Aber man soll ja viel schwitzen, um gesund zu werden! Die Nächte hier oben im Allgäu werden aber auch jetzt schon mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ganz schön frisch.

Der Morgen lachte uns aber mit dem versprochenen Sonnenschein bei traumhaft blauem Himmel an. Nur zu unserem Stellplatz kam die Sonne, dank einer großen Tanne, nicht durch. Das missfiel Jutta so sehr, dass sie wegen der bereits frei gewordenen Plätze in der ersten (insbesondere sonnigen) Reihe bei der Rezeption vorstellig wurde. Stichwort Stellplatzroulette. Der einzig freie Platz, der uns angeboten wurde, war allerdings einer ohne Stromanschluss. Das wiederum schien mir mit Blick auf unsere intensive Heizlüfternutzung aber ein zu großes Manko zu sein. Unter Protest ergab sich Jutta in ihr Schicksal und wir machten uns nach einem Frühstück mit frischen keksigen Croissants auf den Weg zu unserer ersten kleinen Wanderung mit dem Ziel der weiteren Genesung unseres Patienten.

Der Weg führte uns über Zaumberg und allerhand ungezäunte bewohnte Kuhwiesen weiter zur groß auf der Website des Platzes als hervorragendes Wanderziel beworbenen Siedelalpe. Dort sollte man mit erfrischenden Getränken und einer deftigen Brotzeit empfangen werden. Das klang nach einem großartigem Plan, bis zu dem Zeitpunkt als wir direkt vor Ort vor verrammelten Türen standen. Sehr schade, da der heutige Tag dank der unzähligen Wanderer, die mit uns auf den Wegen unterwegs waren, sicherlich noch mal eine große Einnahme hätte darstellen können. So machten wir unsere Brotzeit selbst auf der Wiese hinter der geschlossenen Gaststätte und genossen dort das herrliche Panorama.

Brotzeit mit Blick auf den Großen Alpsee

Statt des eigentlich anvisierten nach der Pause anstehenden Abstiegs zurück zum Alpsee machten wir noch einen weiteren Schlenker auf der Höhenlinie in Richtung Westen. Den tatsächlichen Abzweig zum See nahmen wir dann erst deutlich später, so dass wir am Ende auf eine beachtliche Wanderstrecke von etwa 16 Kilometer bei gleichzeitiger Bewältigung von geschätzten 400 Höhenmetern kamen. Aufgrund des langsamen und herzschonenden Tempos hat uns die Strecke dann auch gute fünf Stunden gekostet.

Ölfs zweiter Name ist Mutig

Dass das herrliche Wetter am heutigen Sonntag neben uns noch tausende andere Menschen aus den vermieften Kellern und dunklen Stuben hervorlockte wurde uns spätestens bei Einsetzen der Dämmerung deutlich. Dank der heute beginnenden Winterzeit ging die Sonne bereits um 17:00 Uhr hinter dem Westende des Alpsees unter. Eine gute Zeit für eine abschließende Einkehr im Seeblick, einem Biergarten in unmittelbarer Nähe des Campingplatzes. Leider war dort die Fritteuse schon längst ausgeschaltet, da die letzten Pommes schon vor einigen Stunden über die Theke gingen. Es blieb uns also nur eine erfrischende Johannisbeerschorle, um diese wunderbare Wanderung zu beschließen.

Die Quittung für diesen waghalsigen Marathonausflug folgte dann am nächsten Morgen. Die müden Knochen kamen so gar nicht recht in Schwung. Hüfte, Knie und die Beine insgesamt sind diese Art der Beanspruchung in so hohem Alter gar nicht mehr gewohnt. Es musste also heute ein leichtes Ferienprogramm aufgestellt werden. Da passte es ganz gut, dass am heutigen Montag ja auch wieder ein normaler Geschäftstag war. Was lag also näher (im wahrsten Sinne des Wortes, Herr Simon) als der Besuch des Alpsee Outlets vor den Toren von Immenstadt?!

Zuvor haben wir noch Bekanntschaft gemacht mit weiteren Spacecampern aus Esslingen. Deren Luxusmobil trieb uns förmlich die Tränen in die Augen. Nicht nur, dass es sich um einen neuen Spacecamper Open mit herausnehmbarer Küche auf T6-Basis handelte. Das gute Stück ließ sich auch mittels hydraulischem Fahrwerk auf eine Höhe von 1,90m absenken. Nicht weiter erwähnenswert sei auch an dieser Stelle die Tatsache, dass deren Camper vermutlich auch mitten auf der Harakiri-Piste per Knopfdruck in eine absolut waagerechte Lage manövriert werden könnte. Das wollen wir auch haben…

Ablenkung verschaffte uns dann also das Outletcenter. Auf drei Ebenen wurden unsere Shoppinggelüste gestillt. Im Anschluss ereilte uns fast schon wieder das gleiche Schicksal wie am Vortag als im Strandcafe die Pommes bereits am frühen Nachmittag weggefuttert waren. Die Bäckerei hatte offenbar auch nicht mit dem immensen Ansturm von hungrigen Besuchern gerechnet, so dass wir quasi mit den übrig gebliebenen Resten vorlieb nehmen mussten. Diese waren aber immerhin noch vorhanden und auch gar nicht so unlecker. Wir verputzten sie während der letzten Sonnenstrahlen am Ufer des Alpsees direkt bei uns am Campingplatz. Was für eine Idylle!

Am Dienstag mussten wir bis mittags den Campingplatz wieder verlassen. Da sich das Wetter aber nach wie vor von der allerbesten Seite zeigte, inspizierten wir noch die südliche Uferseite des Großen Alpsees. Von Ratholz aus nahmen wir nach einer kurzen Wartezeit in der Schlange vor der Talstation den Zweiersessellift der Alpsee Bergwelt auf eine Höhe von 1100 Höhenmetern. Für die Abfahrt stand Deutschlands mit fast 3.000 Metern längste Ganzjahres-Rodelbahn auf dem Programm.

Da wir vorher aber unbedingt die vor uns liegende Bergkette erklimmen wollten, um ggf. einen großartigen Blick auf die dahinter liegenden Alpen werfen zu können, hielten wir uns nicht lange auf und nahmen sofort die anstehende Steigung in Angriff. Und diese Steigung hatte es tatsächlich in sich. Selbst mit einem Mountainbike hätten wir vermutlich den größten Teil der Strecke schieben müssen. Doch auch ohne Fahrrad bewältigten wir den Weg erneut in einem gemächlichen und herzschonenden Tempo, so dass wir angestrengt, aber nicht außer Atem den Grat auf 1.490 Höhenmetern erreichten.

Etwas enttäuschend war dann jedoch die Aussicht in Richtung Alpen, die uns dort erwartete. Hinter dichtem Baumbewuchs ließ sich nur die nächste Bergkette direkt im Anschluss an das nächste Tal erkennen. Für die Alpen waren wir an der Stelle offenbar doch noch viel zu niedrig.

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Keine Alpen weit und breit

Nach einer wohl verdienten Stärkung auf dem Abstieg in der Alpe Obere Kalle kehrten wir am frühen Nachmittag zur Bergstation zurück. Dort mussten wir leider feststellen, dass die Schlange vor dem Alpsee Coaster exorbitante Ausmaße angenommen hatte. Unsere prognostizierte Ankunft an der Rodelbahn wäre kurz nach Einbruch der Dunkelheit gewesen. Da wir darauf aber keine gesteigerte Lust hatten, bogen wir wieder ab zum Sessellift und fuhren mit dem wieder bergab.

Alles in allem hatten wir ein traumhaft schönes Wochenende im Allgäu und können uns auch vorstellen, hier mal ein explizites MTB-Wochenende zu verbringen. Eine Fahrradkarte mit vorgeschlagenen MTB-Touren haben wir auch im Alpsee Center schon bekommen. Ein Wintercamping ist auf diesem Campingplatz aber nicht möglich, da sie ihre Tore zwischen Januar und Ostern aufgrund eines fehlenden Skigebiets in unmittelbarer Nähe schließen.

Statistik

Ü37: 29.10.2016 -> 30.10.2016 in Immenstadt/Bühl (50.156 km)
Ü38: 30.10.2016 -> 31.10.2016 in Immenstadt/Bühl (50.156 km)
Ü39: 31.10.2016 -> 01.11.2016 in Immenstadt/Bühl (50.156 km)

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