Endlich erreichten wir das gelobte Land, die Bretagne. Und sogleich wurden wir abgewiesen. Eigentlich hatten wir Saint-Malo im Blick, das schien aber an diesem Wochenende ebenfalls der Plan von so einigen anderen Campingfreunden gewesen zu sein. Doch trotz unserer relativ frühen Ankunft am herausgesuchten Campingplatz war für uns und unseren zarten kleinen Spacecamper angeblich kein Platz mehr vorhanden. Kaum vorstellbar, aber so zogen wir wieder von dannen und nahmen uns den Ort für unseren Rückweg vor. Mal schauen, ob es wirklich klappt.
Stattdessen fuhren wir also noch ein Stückchen weiter nach Westen bis zum Cap Fréhel, in der Hoffnung dort doch noch einen Platz für die Nacht zu finden. Die Bretagne scheint aktuell ein sehr beliebtes Reiseziel zu sein. In Kombination mit der Tatsache, dass sich einige Plätze so langsam in den Winterschlaf begeben, hat man hier auch Mitte September bald die gleichen Schwierigkeiten, die wir durch das Meiden der Hauptsaison eigentlich umschiffen wollten. Doch der städtische Campingplatz am Cap hatte glücklicherweise noch reichlich Kapazitäten zur Verfügung.
Der Platz bot außer einer herrlichen großen, leicht terrassiert welligen Wiese mit lichtem Baumstand kaum Komfort. Das Sanitärhaus war bereits ein wenig abgeranzt und blitzte nicht überbordend vor Sauberkeit, aber es erfüllte durchaus seinen Zweck, insbesondere wenn man die Duschkabine gefunden hatte, die nicht bloß anderthalb Sekunden Wasser spendete pro Druckknopfbetätigung. Auch der Brötchenservice bestand lediglich aus einem rund halbstündigen Radausflug nach Plevenon, wobei die meiste Zeit beim Warten in der Schlange vor der Boulangerie einzukalkulieren war.
Dennoch oder gerade deswegen buchten wir uns noch eine weitere Nacht auf dem Platz ein und begingen damit den offiziellen Saisonabschluss des Campingplatzes. Den zusätzlichen Tag vor Ort nutzen wir zu einer ausgedehnten Wanderung rund um das Cap Fréhel bei herrlichstem Sonnenschein und ohne den ortsüblichen kräftigen Wind. Der Wanderweg direkt an der Küste war zwar stark frequentiert, aber dennoch schön. Die Besteigung des Leuchtturms schenkten wir uns aus purem Geiz und weil die Aussichten vom Weg aus selber schon fantastisch genug waren. Des Weiteren schenkten wir uns, wenn auch nur widerwillig, den ersten offiziellen Badegang im Meer, weil das Wasser uns heute dann doch nochmal viel kälter als am Tag zuvor vorkam.
Zurück am Platz dachten wir in einer Zoohandlung gelandet zu sein. Neben uns türmten sich zwei französische Wohnmobile auf, die um sich herum einen amtlichen Zwinger aufgestellt hatten, der die sechs mitgeführten Hunde bändigen sollte. Etwas weiter hinten schien ein weiteres Wohnmobil in Begleitung einer schnatterfreudigen Hausente zu reisen. Zu unserer großen Überraschung handelte es sich bei der Geräuschquelle allerdings um einen bemitleidenswerten handelsüblichen Handtaschenfiffi, der entweder an einer schrecklichen Atemwegserkrankung zu leiden schien oder einfach nur dusseligerweise sein quietschendes Spielzeug halb verschluckt hatte und nun bei jedem Atemzug ein lautes Tröten von sich gab.