Jetzt sind wir bereits über eine Woche auf der Insel und sind nun ganz im Süden der Ostküste angekommen. Die Costa Rei hat uns nun nicht vollends überzeugt, da zum Einen die Campingplätze hier sehr organisiert herüberkommen wollen und dadurch leider nur wenig Charme versprühen können und zum Anderen auch die kleinen Abstecher zu vermeintlich interessanten Buchten von vornherein torpediert werden. Auf dem Weg nach Villasimius wollten wir todesmutig mit unserem niegelnagelneuen Camper eine holprige Staubpiste zu einer dieser Buchten in Angriff nehmen und wurden schon nach der ersten Kurve von einem aufspringenden Männlein begrüßt, dass uns vermutlich um den Gegenwert einer ordentlichen Portion hausgemachter Eiscreme für zwei Personen auf dem Marktplatz von Arco am Gardasee bringen wollte. Aber nicht mit uns! Ohne in ein näheres Verkaufsgespräch über die Kosten der Benutzung  dieser Huckelpiste zu gehen, die vermutlich die Lebensdauer unseres Spacecampers um einige Jahre verringert hätte, haben wir den Rückwärtsgang eingelegt und Reißaus genommen.

Stattdessen warteten wir wieder mal die Siesta der Italiener bis in den Nachmittag ab, um auf den anvisierten Campingplatz in Villasimius zu gelangen. Das Konzept des Nichtbefahrens des Platzes während einer ausgedehnten Mittagspause erschließt sich uns insbesondere in der Nachsaison noch nicht so richtig. Wir scheinen hier im Süden aber nun endlich wirklich in Italien angekommen zu sein.

Während unserer Wartezeit, die wir mangels Alternativen am Strand verbringen mussten, wurden wir leider Zeuge einer Situation, für die das Wort Fremdschämen wohl ursprünglich erdacht wurde. In den dem Strand benachbarten Hafen fuhr ein vollbesetzter Zweimaster ein, von dem ein lautes Gegröle schon von weitem zu hören war. Anfangs hatten wir noch die leise Hoffnung, dass es sich bei den Betrunkenen um irgendwelche Osteuropäer handeln würde. Doch spätestens als die Meute durch den Hafen zu einer Polonaise zu den nach der letzten aus deutscher Sicht so erfolgreichen Fußballweltmeisterschaft in die Kritik geraten Textzeilen „So gehen die Gauchos…“ ansetzte, war leider klar, dass es sich um eine Gruppe selbstverliebter, alkoholzentrierter Ballermanntouristen aus Deutschland handelte. Hätten wir Transparente dabei gehabt, hätten wir in großen Buchstaben „ENTSCHULDIGUNG“ darauf geschrieben und (wenn genügend Zeit gewesen wäre) „Nicht alle Deutschen sind scheiße“ und sie in die Höhe gehalten. So blieb uns nur die Möglichkeit, den hier auf der Insel schon so oft gehörten Wiener Schmäh zu imitieren und uns unbeteiligt die dunklen Sonnenbrillen aufzuziehen…

Nun ist der Süden auch schon wieder passé. Nach der lautesten Nacht auf unserer bisherigen Reise dank der Klimaanlage des Supermarktes, die sogar das idyllische Zirpen der Grillen komplett neutralisierte, auf dem bisher lausigsten Platz mit Bezahlwarmwasser (auch fürs Spülen) und Bezahl-WLAN haben wir uns nun gen Nordwesten gewandt. Schön war am Morgen auch die Tatsache, dass die Putzkolonne zur Stoßzeit so gegen neun Uhr in die Waschräume beordert wurde. Großartige Idee!

Zunächst stand ein kleiner Stadtbummel durch Cagliari auf dem Programm. Eine von derzeit zu vielen Städten wie ich finde, die mit zu vielen Baustellen glänzen. Am frühen Nachmittag ging es dann weiter nach Is Arenas. Der Campingplatz an der gleichnamigen Küste. Hier ist die Nachsaison schon vollends angekommen. Ein auf den ersten Blick superschöner Platz in einem kleinen Pinienwald direkt an der Küste, bei dem allerdings für dieses Jahr so langsam die Lichter ausgehen. Kaum noch Gäste, im Gegensatz zu den geradezu überquellenden Plätzen an der Costa Rei. Leider ist heute Morgen auch das Wetter in die Nachsaison übergegangen. In aller Herrgottsfrühe (noch vor acht Uhr) mussten wir unsere Stühle und Handtücher vor dem einsetzenden Regen in Sicherheit bringen. Ein Tag fast ohne Sonnenstunden steht uns bevor. Aber morgen wird sicher wieder alles besser.

Immer korrekt gekleidet!

Es sind nur noch über 20 Grad und nicht mehr über 30 Grad. Gut, dass Jutta nicht ohne Ihre dicken Wollsocken aus dem Haus geht…

Statistik

Ü24: 21.09.2015 -> 22.09.2015 in Villasimius (18.324 km)
Ü25: 22.09.2015 -> 23.09.2015 in Is Arenas (18.506 km)

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