Alte serbische Bauernregel: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dass in diesen uralten, von Generation zu Generation weitergetragenen Weisheiten auch immer ein Stück Wahrheit steckt, stellte sich erstaunlicherweise auch beim Aufstellen des Baukrans vor unserem Haus mit aller Deutlichkeit heraus. Es fing damit an, dass sich der Fahrer des anliefernden Lastwagens schon beim Einfahren in die Straße verweigerte, bevor nicht das parkende Auto der Nachbarn in Sicherheit gebracht wurde. Diese kleine Hürde konnten wir jedoch ohne größeren Zeitverzug aus dem Weg räumen.
Mit einigem Erstaunen durften wir dann miterleben, dass der gute Mann danach zum Rangieren des Anhängers mit dem Kran bewusst die Zugmaschine umgedreht hatte. Statt also wie in der Fahrschule gelernt, im Rückwärtsgang mal eben flugs das Gefährt in die Parklücke gestellt, wurde mit riesigem Aufwand der Krananhänger an die Front des Lastwagens gekoppelt und dort dann im Schneckentempo langsam in Position geschoben. Spätestens als nach einer guten Dreiviertelstunde durch ein unbedachtes Manöver beinahe das gesamte Gerüst abgeräumt wurde, wurden wir doch ein ganz kleines bisschen nervös. Es stellte sich dann heraus, dass der Fahrer wohl ganz frisch wäre und noch ein klein wenig üben müsse…
Als dann der Kran endlich stand und das Haus wie durch ein Wunder keinen ernst zu nehmenden Schaden genommen hatte, gab es die nächste Schrecksekunde. Der Kran war an den Strom angeschlossen, aber im Gegenzug sagte der Herd im ersten Obergeschoss keinen Pieps mehr. Da aber keine Sicherung rausgeflogen war, war guter Rat teuer. Selbst der eilig herbeigerufene Elektriker musste zunächst auf die Suche gehen. Erst als der komplette Küchenschrank, der ärgerlicherweise direkt vor dem Stromanschluss des Herds aufgebaut war, in Einzelteile zerlegt in der Küche drapiert stand, stellte der Elektriker mit einem kalten Schauer den Nacken hinunter rinnend fest, dass die Verkabelung des E-Herds im Sicherungskasten nur gesteckt aber nicht festgeschraubt war. Und wieder einmal konnten wir drei dicke Kreuze machen, dass das Haus nicht schon längst in den vergangenen zwanzig Jahren in Schutt und Asche gelegt wurde.
Doch als das Problem erkannt und beseitigt wurde und der Herd wieder in voller Funktion wiederhergestellt war, hatten wir darüber hinaus auch noch einen anständigen und amtlichen Kran vor der Tür stehen. Der macht natürlich schon etwas her. Da wird die Baustelle doch gleich in der Nachbarschaft ganz anders wahrgenommen. Mit diesem Kran und dem Gerüst am Haus konnte uns nun eigentlich niemand mehr die Ernsthaftigkeit unserer Baumaßnahme absprechen. Das einzige, was nun noch fehlte, um dieses Bild nachhaltig zu vervollständigen, wäre das entsprechende Fachpersonal, welches umtriebig über das Gerüst tänzelt und das eine oder andere an Baumaterial auf dem Dach verbaut.
Doch anstatt dieses Bild zu vervollständigen, zogen die Dachdecker im Treppenhaus lediglich ein provisorisches Zwischenpodest ein, damit wir dort weiter die Decke abreißen konnten und das Treppenhaus auch bei allen weiteren Tätigkeiten geschützt bleibt. Der Zugang zur Wohnung war ab diesem Moment nur noch über das Gerüst möglich. Irgendwann war dann die Wohnung so wunderbar vorbereitet, dass kein einziges Fitzelchen Decke mehr zu sehen war und auch alle überflüssigen Wände entfernt waren, die entfernt werden sollten. Der Laie könnte da natürlich auf den Gedanken kommen, dass damit der Startschuss gefallen wäre und nun ruck-zuck das Dach abgeräumt werden würde und schwupp-di-wupp das neue Dach auch schon kurze Zeit später in voller Pracht zu bestaunen wäre. Anhand des wohlweislich gewählten Konjunktivs mag der geneigte Leser aber schon ablesen, dass es im Detail dann doch ein kleines bisschen anders gelaufen ist.
Der Staffelstab wurde leider nur recht kurz von den Profis in die Hand genommen, nur um ihn quasi im nächsten Moment im Stile einer viel zu heißen Kartoffel aus den Händen zu verlieren und ihn dann im Anschluss wie eine verloren gegangene Kontaktlinse auf einer ungemähten Blumenwiese im Schneckentempo wieder ausfindig machen zu wollen. Es fand lediglich ein Termin zum erneuten, aber immerhin finalen, Ausmessen des Dachstuhls statt. Am darauf folgenden Tag wurde zu unserer großen Überraschung jedoch der komplette Trupp des Dachdeckers auf einer anderen Baustelle gesichtet.
Es geht doch nichts über eine offene und frühzeitige Kommunikation zwischen allen Beteiligten bei so einem Bauvorhaben. Doch ohne jegliche Informationen ließen uns die Handwerker am langen Arm verhungern. Mit einem formschönen Kran, dessen Ausleger sich grazil im leichten Wind hin und her wiegt, und einem toll dazu passenden Gerüst kann man doch erstmal zufrieden sein. Leider wurde uns dann erst auf ausdrückliche und erboste Nachfrage mitgeteilt, dass wir den Dachdecker frühestens in zehn Tagen wiedersehen würden, da es so lange dauern würde bis das Holz für den neuen Dachstuhl geliefert werden würde. Muss man ja nicht an die Bauherren weitergeben. Auch der Architekt war an der Stelle leider keine große Unterstützung.
Für und also erstmal Zeit für eine kleine Verschnaufpause in Karlsruhe. Auf der Baustelle konnte man im Moment nichts weiter ausrichten.
Statistik
Ü15: 03.06.2020 -> 04.06.2020 in Osnabrück (148.343 km)
Ü16: 04.06.2020 -> 05.06.2020 in Osnabrück (148.343 km)
Ü17: 05.06.2020 -> 06.06.2020 in Osnabrück (148.343 km)
Ü18: 06.06.2020 -> 07.06.2020 in Osnabrück (148.343 km)
Top … und endlich mal wieder ein Lebenszeichen 😉
Habe letztens gehört das es schon bald 99 Übernachtungen im SpaceCamper sein werden, da kommen wohl noch weiter spannende Geschichten auf uns zu …
Viele Grüße (auch an Ölf)
Euer Johann
Schutt und Zerstörung! Wo war Ölf eigentlich die ganze Zeit? Bauaufsicht aus sicherer Entfernung? Wellnessurlaub im Süden? Jetzt sind wir gespannt wie es weitergeht und hoffen auf Bilder vom wieder schön werden.