Die neue Woche begann leider wieder deutlich weniger betriebsam. Das Dach war abgedeckt, die alten Ziegel waren einer weitestgehend wasserabweisenden grauen Folie gewichen. Der alte Dachstuhl wartete förmlich nur noch darauf, auch abgenommen zu werden. Doch die Dachdecker machten sich erstmal wieder rar. Um das Haus ohne schützendes Dach nicht zu lange dem Unbillen der Natur oder etwaigen Wetterkapriolen auszusetzen, musste natürlich vorher alles für das neue Dach genau vorbereitet sein. Dafür musste erst das Holz für den neuen Dachstuhl geliefert und zugeschnitten werden.
Dazu kam zum Verdruss des Dachdeckers noch die Tatsache, dass wir gar nicht so sehr darauf erpicht waren, das komplette Dachgeschoss dem Erdboden gleich zu machen. Also zumindest dem Erdboden im dritten Stock. Aber warum sollten wir uns diese Sisyphusarbeit aufhalsen, auch noch die Wände abzureißen, die sowieso an ihrem Platz stehen bleiben sollen? So blieb dem Dachdecker nichts anderes übrig als den neuen Dachstuhl um die tatsächlich wenigen stehen gebliebenen Wände herumzubauen. Da konnte der Zimmermann auch noch so häufig frei nach Cato dem Älteren zitieren, dass er der Meinung wäre, dass alle Wände im Dachgeschoss zerstört werden sollten.
Als goldener Mittelweg kristallisierte sich am Ende das Stutzen der Mauern um einige Zentimeter heraus. So konnte zumindest die neue Dachkonstruktion ohne Probleme über die bestehenden Mauern hinweg aufgebaut werden. Doch für das Stutzen der Mauern war erneut der Maurer vom Wasserspielplatz gefragt. Ob es daran lag, dass dessen Klamotten länger auf der Leine hingen zum Trocknen oder ob er sich überhaupt lieber nicht so schnell wieder auf der Baustelle sehen lassen wollte, ist nicht überliefert. Jedoch warteten wir mal wieder einige Tage bis er sich dann doch irgendwann bequemte, wieder aufzutauchen. Aber immerhin kamen seine Jungs wortkarg, grußlos und muffelig. Gerade so wie man es gerne hat.
Im Nachhinein kann man sagen, hätten wir mal lieber länger gewartet. Vor allem jedoch auf jemand anderen. Vielleicht auf jemanden, der sein Handwerk gelernt hat oder wenigstens geradeaus gucken kann. Man ist ja irgendwann auch schon mit wenig zufrieden. Zunächst waren wir immerhin froh, dass das Stutzen der Mauern und der Rückbau von zwei Kaminzügen im Dachgeschoss ohne weitere Komplikationen verlief. Am folgenden Tag waren wir uns dann aber gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich einen Maurer oder doch eher einen Abrissunternehmer auf unsere Baustelle eingeladen hatten. Als es nämlich wieder an die Erschaffung, an die Konstruktion, den Aufbau, das Nachhaltige ging, waren doch wieder einige Schwächen zu erkennen.
Die Aufgabe war eigentlich klar umrissen. Es ging um einen weiteren Betongurt an der Ostseite des Hauses. Die angeforderten Hauptmerkmale waren eine Parallelität zur Hauswand und über die Länge der Hauswand sollte der Gurt in Waage sein. Eine feste Verbindung zum Haus wäre natürlich auch wünschenswert. Letztlich konnten wir wenigstens aufatmen, dass sich keine weiteren Pfützen in der Etage unter der Baustelle bildeten. Alle anderen Merkmale wurden jedoch ausnahmslos außer Acht gelassen. Es entstand ein Konstrukt, das selbst dem Zimmermann die Tränen in die Augen trieb. Achselzuckend begann er daraufhin, an seiner fein säuberlich ausgemessenen Holzdachkonstruktion zu hobeln und zu feilen, um die entstandenen Unebenheiten auszugleichen. Der Betongurt war windschief in alle erdenklichen Richtungen. Wenn also mal der nervtötende Nachbar oder der renitente Kollege nach einem fleißigen und umtriebigen Maurer fragt, dann hätte ich da einen guten Tipp anzubieten.
Statistik
Ü27: 27.06.2020 -> 28.06.2020 in Osnabrück (149.519 km)
Ü28: 28.06.2020 -> 29.06.2020 in Osnabrück (149.519 km)
Ü29: 29.06.2020 -> 30.06.2020 in Osnabrück (149.519 km)
Ü30: 30.06.2020 -> 01.07.2020 in Osnabrück (149.519 km)
Ü31: 01.07.2020 -> 02.07.2020 in Osnabrück (149.519 km)
Ü32: 02.07.2020 -> 03.07.2020 in Osnabrück (149.519 km)
Ü33: 03.07.2020 -> 04.07.2020 in Osnabrück (149.519 km)