Baltrum! Ausgerechnet Baltrum! Auf der Landkarte eines passionierten Spacecamperfahrers und sturmerprobten Allwettercampers existiert dieses klitzekleine ostfriesische Eiland inmitten der Nordsee eigentlich gar nicht. Als komplett autofreie Insel drängt es sich als adäquates Urlaubsziel nicht gerade in den Fokus. Doch der Weihnachtsmann sah das ganz offensichtlich nicht ganz so eng. Auf dem Gabentisch lag für die ganze Familie eben doch ein Ausflug für ein verlängertes Wochenende auf eben jener kaum zugänglichen Düneninsel.
Mitten im Nirgendwo, vor den Toren von Nessmersiel, trafen wir uns also quasi an Dock Neun Dreiviertel und betraten die kleine Personenfähre mit etlichen anderen Karnevalsflüchtlingen und mussten unser treues mobiles Zuhause für einige Tage am Festland zurücklassen. Doch auf der Insel checkten wir schon kurze Zeit später in der fast genauso heimeligen Pension mit dem zauberhaften und sprechenden Namen Strandperle ein, die sich nur einen Katzensprung vom Ferienhaus der Familie Meyer befindet, der Unterkunft der restlichen Familie.
Bei herrlichstem Nordseegerechten nasskalten Winterwetter mit Sturmböen und Starkregen über leichten Schauern bis hin zu einzelnen Sonnenstrahlen ließen sich doch einige Freizeitaktivitäten durchführen. So konnten wir nahezu trockenen Fußes die Inselumrundung bewältigen, bei der sich insbesondere Ölf als wahrer Kumpel auszeichnen konnte als er Tammo sanft in den Schlaf kuschelte. Aufgrund von etlichen Trödeleien der kleinen Wandergruppe konnte die von Ute anvisierte Umrundungsdauer leider bei Weitem nicht gehalten werden. Dennoch waren alle am Ende zufrieden und die Mutigsten konnten diesen sportlichen Erfolg mit einem beherzten Schluck aus der Würgengelflasche feiern, der dem einen oder anderen jedoch eine abartig abstoßende Fratze in Gesicht meißelte. Der Insulaner ist halt doch noch mal mit anderen Wassern gewaschen.
Selbst auf solche Kurzzeiturlauber wie uns schien dieser Fakt aber bereits nach kurzer Zeit abzufärben. Wie sonst ist es zu erklären, dass wir trotz kräftigem Wind und anhaltendem Regen unsere Laufschuhe schnürten und tatsächlich eine stattliche Joggingrunde absolvierten? Da fällt dem geneigten Leser sicher schon mal die Kinnlade nach unten.
Zum Ausgleich gab es dann aber auch einen ausgedehnten Besuch der lokalen Einkaufsmeile, die sich in erster Linie auf den im Vergleich zu den Ausmaßen der Insel mächtig erscheinenden Stadtlander konzentrierte. Alleine dort gingen dank unserer Reisegruppe drei nigelnagelneue wetterfeste Jacken über den Ladentisch. Erstaunlich, dass auf so einer kleinen, aber liebenswerten Insel in der absoluten Nebensaison doch schon einige Ladenbesitzer die Stellung halten. Unsere Unterstützung haben sie in vollen Zügen erhalten.
Auch kulinarisch mussten wir in Meyers Sailors Huuske nicht darben. Dank einer voll ausgestatteten Küche samt Thermomix und eines stets bis zum Bersten gefüllten Schokoladenvorrats bestand zu keiner Zeit Gefahr, Hunger leiden zu müssen. Zudem war ich auf dem besten Wege nach drei Supermarktbesuchen innerhalb einer Stunde eine tief schürfende Beziehung zum einheimischen Personal vor Ort aufzubauen. Doch vor dem nächsten Schritt in dieser Hinsicht mussten wir die Insel leider schon wieder verlassen.
In diesen Tagen besserten wir alle außerdem unsere Fähigkeiten bezüglich des Versteckspiels auf. Kaum ein Raum, Möbel oder Vorhang, der nicht als geheimes Versteck herhalten mussten. Die einzige auszumachende Schwäche bei Tammo dürfte das nicht ganz regelkonforme Zählen vor dem Start der Suche gewesen sein. Als Spürhund konnte man ihm aber kaum etwas vormachen. Und mit vereinten Kräften ließ sich Ute auch wieder unter dem Etagenbett hervorzaubern.
Viel zu schnell gingen die Tage dann aber doch vorbei. Es lässt sich nicht leugnen, dass sich alle wohl gefühlt haben und trotz all der Harmonie nichts vermisst haben. Vielleicht war das ja der Beginn einer wunderbaren Tradition und wir treffen uns im nächsten Jahr wieder auf der Insel und haben ein paar schöne gemeinsame Tage. Danke, lieber Weihnachtsmann!