Wir fahren ja nun schon zum gefühlt einhundertvierunddreißigsten Mal nach Korsika. Auch die eine oder andere vergnügliche Bootstour haben wir in dieser Zeit schon unternommen. Viele sehr schöne Buchten konnten wir dabei anfahren, von denen sicherlich ein großer Teil übervoll mit Badenden aller Herren Länder war. Es gab aber auch einige lauschige Buchten, die nur von wenigen Gästen frequentiert wurden. Insbesondere natürlich jene, die über den Landweg nur mit großen Mühen zu erreichen sind oder waren. Eine dieser Buchten hatte sich über die Jahre als eine unserer Lieblingsbuchten herauskristallisiert. Das lag zum einen sicher an der kurzen Anfahrt für uns vom Golfo di Sogno, zum anderen aber auch an dem ungezwungenen Publikum und dem glasklaren herrlich warmen Wasser in der Bucht.
Wie ja schon vor wenigen Tagen erwähnt, gibt es nun in dieser Bucht seit dem letzten Jahr eine Strandbar. Und damit hat sich ganz offensichtlich so einiges geändert. Die Kommerzialisierung macht halt auch vor so kleinen Eilanden keinen Halt. Früher gab es einen regen Zulauf über einen kleinen Wanderweg entlang der Küste vom nahegelegenen FKK-Campingplatz. Das führte entsprechend auch zu einem freien und ungezwungenen Lebensgefühl in dieser Bucht.
Schon bei unserem letzten Besuch vor zwei Jahren hatten wir das Gefühl, dass die Bucht deutlich mehr Leute anzog als sie aufnehmen konnte. Es lagen dort immer mehr Boote vor Anker. Aber in diesem Jahr wurde dem Fass nun endgültig der Boden ausgeschlagen. Ein schwarz gekleideter Sittenwächter ging heute am Ufer auf und ab und hatte offenbar überall seine Augen. Nach nur wenigen Augenblicken, an denen wir uns mit zugegebenermaßen verhältnismäßig wenig Badebekleidung am Körper einen kleinen Gummiball zuwarfen, ertönte ein greller Pfiff einer Trillerpfeife. Mit einer kurzen aber eindeutigen Geste des Bademeisters an seine schnieke schwarze Shorts bedeutete er uns, uns doch bitte züchtiger zu bekleiden. Sprachlos folgten wir dieser Anweisung. Vermutlich sind nackte Menschen am Strand und im Wasser auch viel gefährlicher fürs Allgemeinwohl als Strandbargäste, die dann womöglich alkoholisiert mit ihren Motorjachten mit irgendwelchen Jetskis unterwegs kollidieren.
Aber wir haben ja ein sehr feines Näschen dafür, wenn wir nicht erwünscht sind. Also sattelten wir alsbald wieder die Pferde, wie wir es an diesem Tag interessanterweise schon so häufig getan hatten. Als hätten wir Hummeln im Hintern hatten wir heute bereits gefühlte sechsundzwanzig verschiedene Ankerplätze abgegrast. Mal waren wir zu nahe am Naturschutzgebiet, mal war uns eine Bucht nicht schön genug, mal werden wir von Sittenwächtern vertrieben. Beim nächsten Stopp wurde dann auch noch die große Luftmatratze aufgeblasen und hinter das Boot gehängt. Mit großer Freude wurde quasi ein Rodeo-Ausscheidungsrennen gefahren. Lediglich Christian war nicht kaputt zu kriegen und ließ sich nicht nachhaltig abschütteln.
Statistik
Ü26: 20.06.2018 -> 21.06.2018 in Golfo di Sogno (99.113 km)
Ölf ist aber auch immer sehr spärlich bekleidet.
Wenn Ölf halt immer ohne Badebuchse rumläuft, gibt‘s wohl ne rote Karte vom Strand-Schieri.