Was haben ein einsamer Eimer auf einem Pflock inmitten der bewaldeten Hänge des Kochertals, ein vor Aufregung schier platzen wollender Ölf und rund 110 gleichartige Campingbusse auf einer großen Wiese gemeinsam? Wenn alle Fragen so einfach wären! Man erkennt sofort, dass alles eine mehr oder weniger große Rolle spielte beim endlich wieder, nach einer pandemiebedingten einjährigen Verzögerung, stattfindenden SpaceCamper Treffen am vergangenen Wochenende in Braunsbach. „Braunsbach?!“, „Kocher??!“ werden da sicher viele sachkundige und in Erinnerungen schwelgende Leser vor Schreck aufschreien. „Stürzt sich Ölf wieder mal gegen jede Vernunft in die eiskalten Fluten??!“. Aber dazu später mehr…

Da sich die Lokalität des letzten Treffens vor drei Jahren mehr als bewährt hatte und die Betreiber des Platzes auch in diesem Jahr wieder bereit waren, alle irrlichternden, ohne einen SpaceCamper ausgestatteten Reisenden, vorab zu vertrösten oder womöglich sogar vom Platz zu verscheuchen, fand das diesjährige Treffen erneut auf dem Naturcampingplatz in Braunsbach am Kocher statt. Obgleich das Treffen von offizieller Seite erst am Freitag in den frühen Abendstunden beginnen sollte, nutzten nicht nur wir den Feiertag am Donnerstag zur früheren Anreise. Kerstin und Matthias waren auch dieses Mal wieder vorgeprescht und hatten den besten Platz klargemacht, so dass wir uns einfach nur noch dazustellen mussten. Trotz des erschreckenderweise immer noch fehlenden Faltpylons im Fundus unserer Freunde, war es auch in diesem Jahr für Leah gar nicht nötig unsere bereits vor drei Jahren geborene Idee in die Tat umzusetzen, uns den Platz mit Hilfe einer Aufführung kleinerer Kunststückchen oder der Lesung lyrischer Gedichte aus dem Mittelalter frei zu halten.

Der Platz ist eingenommen, das gekühlter Getränk serviert, es kann losgehen

Womöglich hätten diese Darbietungen aber auch unsere Nachbarn für die nächsten drei Tage schon früh schreiend in die Flucht geschlagen. So gab es dafür jedoch keinen Anlass und wir konnten sehr nette SpaceCamper aus Landau kennen lernen, deren Bus bereits so lange in ihrem Besitz ist, dass er noch nicht mal den seit vielen, vielen Jahren standardmäßig verbauten Haken in der Heckklappe zum Aufhängen einer Hängematte in der Ausstattung hatte. Ein Stück weiter standen sogar richtig berühmte Camper. Der Erfinder der unter der Kühlerhaube versteckt befindlichen Steckdose war unser direkter Nachbar. Eines der vielen Schmankerl, welches so ein SpaceCamper aufzuweisen in der Lage ist. Darüber hinaus konnte er uns eine selbstgebaute Tischerweiterung für den Klapptisch des SpaceCamper Light vorführen. Mit zwei kleinen Vierkanthölzern, einer Steckleiste und einem Brett verwandelt sich der schlanke Esstisch im Camper zu einer wahrlich großen Tafel.

Interessant, was man so alles zu sehen bekommt…

Unter den am Ende guten 110 Campingbussen, die sich an diesem langen Wochenende am Kocher eingefunden hatte, waren auch die unter www.planBwagen.de bekannten Camper, die beneidenswerterweise seit mittlerweile drei Jahren ihren alten „herkömmlichen“ Alltag, bestehend aus bezahlter Arbeit, hinter sich gelassen haben und einen neuen Alltag für sich gefunden haben, in dem sie mit ihrem Camper quer durch Europa auf Reisen sind. Geehrt fühlte ich mich als sich in einem kleinen Gespräch herausstellte, dass auch mein kleiner Reiseblog bei den PlanB-Campern schon ein wenig Aufmerksamkeit bekommen hatte. Bei meiner Anmerkung, dass wir ja auch schon immer mal wieder lose drüber nachgedacht hatten, eine mehrmonatige Auszeit fürs Reisen zu nehmen, wurde nur abgewunken: „Wenn ihr erstmal drei Monate unterwegs seid, dann kommt ihr nicht mehr zurück.“ Man braucht so wenig im Camper und vermisst so gut wie nichts, wenn man auf Reisen ist. Ölf wäre sofort dabei…

Ein Bruchteil der 110 SpaceCamper

Die oben bereits kurz angerissenen und insbesondere bei Ölf doch noch sehr präsenten Erinnerungen an unseren letzten Ausflug an den Kocher hatten naturgemäß einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Auswahl des diesjährigen Rahmenprogramms. Einer Anmeldung zu einer neuerlichen, todesmutigen und vollends sinnbefreiten Spazierfahrt in einem wackeligen und bekanntermaßen kaum steuerbaren Kanu, um sich schlussendlich unweigerlich in die eiskalten Fluten des ungastlichen örtlichen Fließgewässers zu stürzen, standen wir doch insgesamt etwas zögerlich gegenüber.

Stattdessen entschieden wir uns für die weniger gefährlich anmutende Wanderung durch das schöne Kochertal. In sicherem Abstand zum tosenden Fluss erklommen wir die Hänge des östlichen Ufers. Am Kulminationspunkt in Döttingen wurde die Uferseite gewechselt, um dann wieder zum Ausgangspunkt am Campingplatz zurückzukehren. Dass auch so eine vermeintlich kleine Wanderung mitunter eine gewisse Spur von Nervenkitzel und Dramatik inne hält, stellte sich am Pausenplatz heraus. Wohl nur wenige Augenblicke vor unserer Ankunft eben dort hatte sich ganz offensichtlich ein infernales, wohl auch blutrünstig zu nennendes Massaker zugetragen. Lediglich die Überreste etlicher noch träge zappelnder Hirschkäfergeweihe legten Zeugnis ab von dem, was dort wohl vor Kurzem passierte. Es wird sich wohl aber nie gänzlich aufklären lassen, welchem geheimen Ritual wir hier fast auf die Schliche gekommen wären, wären wir fünf Minuten früher aufgebrochen.

Geschichtsträchtiger und sicher auch kultureller Höhepunkt der Wanderung war jedoch die spektakuläre Sichtung eines als historisch wertvoll angepriesenen Eimers auf einem Pfahl im Wald, der kurzerhand als Hintergrund für eine beachtliche Anzahl von Selfies herhalten musste. Ein großes Lob daher nochmals an Gastgeber Stefan für diesen bemerkenswerten Fund, der vermutlich bereits in naher Zukunft als eines der touristischen Highlights in und rund um Braunsbach zählen wird.

Ölf konnte sich aufgrund anhaltender Aufregung leider nicht für die Wanderung begeistern und wollte lieber vor Ort auf seinen großen Moment warten, um ihn ja nicht zu verpassen. Denn nach der lockeren Anfrage von Markus von den SpaceCampern am Vortag, ob insbesondere Ölf für ein kleines Interview vor laufender Kamera zur Verfügung stehen würde, war es um unseren kleinen mitreisenden Freund geschehen. Endlich würde dieser kleine private Blog mit den mehr oder weniger spannenden Urlaubserlebnissen die große Bühne bekommen, die er ja längst verdient hatte. Ein erstes Interview stand bevor, auf das sicherlich etliche weitere folgen würden. Medienpräsenz, Werbeverträge, kleinere Auftritte in Talkshows und am Ende die große Fernsehunterhaltung am Samstagabend. Der Weg war in Ölfs Augen nun klar vorgezeichnet und ließ sich ab jetzt nicht mehr aufhalten.

Das Interview, das später als Startschuss von Ölfs formidabler Medienkarriere gelten wird…

Erste Erfahrungen in Richtung Samstagabendunterhaltung sammelte ich dann bereits am selben Abend als Teil des Profi-Teams im Spieleklassiker „Schlag den SpaceCamper“. Etwa zehn willenlos zusammengewürfelte, äh ich meine sorgfältig ausgewählte, Anwesende durften zusammen gegen zehn Angehörige des SpaceCamper Teams in unterschiedlichsten, vorher unbekannten Spielen antreten. Erste wichtige Punkte für das Profi-Team, bestehend aus Kunden, konnte ich beim Zerplatzenlassen von einer Reihe von Luftballons durch reine Atemkraft sammeln. Da fühlte man sich fast in alte Wetten Dass…?-Zeiten zurückversetzt, als ein durchaus kräftig gebauter junger Mann auf die gleiche Art und Weise handelsübliche Wärmflaschen zum Platzen brachte. Soviel Samstagabend auf einmal im beschaulichen Braunsbach. Nach weiteren Mal-, Wissens- und Hüpf-Spielen erlaubte sich unser Team, mittlerweile weit in Führung liegend, beim Holzstock-Golf eine sportliche Auszeit und unterlag in diesem Spiel deutlich. Am Ende stand jedoch ein überlegener und verdienter Sieg für das Profi-Team fest und als Teil davon wurde auch ich mit einem formschönen und kuscheligen schwarzen SpaceCamper-Surferponcho bedacht.

Die weltbekannten Flying Lights waren auch Teil des Unterhaltungsprogramms

Am Sonntag stand noch das traditionelle Bouleturnier auf dem Programm, bei dem sich Jutta ja bereits vor sieben Jahren bei unserem ersten SpaceCamper Treffen in die Siegerliste hatte eintragen können. Die leidlich wild zusammengewürfelten Teams führten Jutta, Kerstin und mich in eine Mannschaft, die sich vom ersten Spiel an hoch konzentriert in einen sagenhaften Siegesrausch hineinspielte. Unaufhaltsam gewannen wir auch das Halbfinale, um dann selbst im Finale gegen den haushohen Favoriten (im gegnerischen Team war der einzige Mitspieler, der einen bückfreien Kugelaufheber in Form eines Magneten an einer Schnur besaß) ohne Punktverlust durchzumarschieren. Als Preisgeld wurden erneut die kuscheligen SpaceCamper-Surferponchos feilgeboten. Da Jutta damit nun auch eines dieser kostbaren Kleidungsstücke ergattern konnte, ich ja bereits am Vortag damit bedacht wurde und Ölf aller Voraussicht nach niemals in das gute Stück reingewachsen würde, konnten wir den für uns überzähligen Poncho an die Mitspielerin im unterlegenen Finalteam abtreten, die sich im Vorfeld schon so sehr auf den Siegerpreis gefreut hatte. Damit gab es vier glückliche Gewinner!

Statistik

Ü6: 26.05.2022 -> 27.05.2022 in Braunsbach (182.492 km)
Ü7: 27.05.2022 -> 28.05.2022 in Braunsbach (182.492 km)
Ü8: 28.05.2022 -> 29.05.2022 in Braunsbach (182.492 km)

Schreibe einen Kommentar