Der Sommer in diesem Jahr ist tatsächlich bislang unerbittlich. Eine kaum zu ertragende, immer stickiger werdende Hitze legt sich über das ganze Land und lässt kaum noch Zeit zum Durchschnaufen. Nicht mal die sonst so üblichen Wärmegewitter zeigen sich und können somit auch keine latente Abkühlung vorgaukeln. Aber man möchte sich ja auch nicht beklagen, dass 2018 die korrekte Antwort auf die vor Jahren von Rudi Carell gestellte Frage nach dem nächsten richtigen Sommer ist.
Auf der anderen Seite hätte man aber wiederum genügend Spielraum sich zu beklagen, da am Samstag die kirchliche Trauung von Isabel und Hermann mit anschließender Hochzeitsfeier auf Schloss Staufenberg statt fand. Traditionell bevorzugt der Mann von Welt zu einem solchen Anlass üblicherweise das lange Beinkleid nebst passendem Jackett bei hochgeschlossener Oberbekleidung und eng gebundener Krawatte. Doch die drückende Hitze machte mir urplötzlich klar, dass ich ganz offensichtlich zu einem guten Teil Australier bin. Diesem Ursprung folgend, wählte ich wenigstens für den nachmittäglichen Teil der Veranstaltung wie selbstverständlich doch die kurze Hose und ließ auch das Sakko beiseite. Den einen oder anderen neidischen Blick aus der männlichen Gästeschar konnte man deutlich bemerken. Um diesen Umstand aber nicht über Gebühr auszureizen, habe ich mich natürlich zur festlichen Abendveranstaltung doch noch in meinen neuen Anzug geworfen.
Wer allerdings so gar nichts zu bemerken schien, war der gebuchte Fotograf, der die Hochzeitsgesellschaft den ganzen Tag begleiten sollte. Statt standesgemäß bekleidet auf einer Hochzeit zu erscheinen, wählte der gute Mann den absoluten Schlabberlook als wäre er gerade direkt von einer dreiwöchigen Eselwanderung durch die Uckermark wiedergekommen. Genauso unpassend wie sein Outfit ausgesucht war genauso aufdringlich verhielt sich der Fotograf auch in der Kirche. Statt sich eher dezent und unsichtbar im Hintergrund aufzuhalten, sprang er vogelwild zwischen Brautpaar und den beiden Priestern hin und her bis er sich am Ende auf den Altartreppenstufen hingoss. Keiner hätte sich gewundert, wenn ihn einer der beiden Kirchenmänner des Platzes verwiesen hätte.
Die Predigt selbst des ökumenischen Gottesdienstes von einem evangelischen und einem katholischen Priester war geradezu sensationell. Interessanterweise hatte insbesondere der katholische Priester eine sehr persönliche Ansprache vorbereitet, in der er sogar Vandalismus und Diebstahl eingestand als er einen Ast absägte und mitnahm, um ihn dem Brautpaar als Symbol für ihre Ehe zu schenken. Lange nicht so eine gute und kurzweilige Predigt gehört.
Auf der anschließenden Feier auf Schloss Staufenberg begeisterte uns der Bräutigam mit einer fulminanten Rede über seine liebreizende Braut. Nebenbei erwähnte er, dass er wohl zu den wenigen Menschen auf dieser Welt gehört, die auch privat ein Flipchart besitzen und selbstredend auch einsetzen. Dank des ans Schloss angeschlossenen Weinguts wurden wir im Laufe des Abends vornehmlich mit Weinen versorgt. Die Eigenart dieser Örtlichkeit war jedoch, dass im Grunde ausschließlich Wein feilgeboten wurde. Nur durch das im Vorfeld beherzt vorgetragene Veto des Bräutigams wurden überhaupt ab dem sehr späten Abend vereinzelt badische Kronenpils angeboten. Dies aber auch nur unter Protest und auf eindringliche Nachfrage der durstigen Bierliebhaber, denen der angebotene Weißwein, insbesondere auch wegen der oben bereits erwähnten sommerlichen Gesamtsituation, auch nicht die rechte Trinktemperatur aufweisen konnte.
Nach einer langen und rauschenden Ballnacht mit einem tatsächlich sehr umtriebigen Plattenaufleger am Mischpult und netten Gästen standen wir schließlich um halb fünf unter der Dusche hinter unserem Spacecamper und reinigten notdürftig unsere vom vielen Tanzen und der Hitze des Tages verschwitzten Leiber und gingen bei eingeschaltetem kleinen USB-Ventilator (unserer neuesten Errungenschaft) schlafen. Der Spacecamper stand zusammen mit dem Jolly von Nici und Steffen am Fuße des Schlosses auf nicht ganz ebenem Untergrund, aber für eine Nacht vollkommen ausreichend gerade.
Am nächsten Morgen, der allerdings auch erst kurz vor der Mittagsstunde begann, genossen wir mit Nici und Steffen noch ein gemütliches Flammkuchen-Frühstück auf der Sonnenterrasse, ehe wir alle wieder zurück nach Hause fuhren.
Statistik
Ü36: 28.07.2018 -> 29.07.2018 in Durbach (101.379 km)